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Rotes Rauf und Runter

SPD regierte 18 Jahre mit

  • Lesedauer: 2 Min.

Sachsen-Anhalt war einmal Kernland der Sozialdemokratie: 1998 wurde die SPD bei der Landtagswahl mit 35,9 Prozent die stärkste Partei; zudem gewann sie 47 der damals 49 Wahlkreise direkt. Am Kabinettstisch saßen 13 SPD-Minister. Weil die Grünen als bisheriger Koalitionspartner den Wiedereinzug in den Landtag verpassten, regierten die Sozialdemokraten allein - wobei sie mangels eigener Mehrheit wie schon Rot-Grün seit 1994 im Landtag auf Hilfe angewiesen waren: Die PDS tolerierte damals das Kabinett Reinhard Höppners im »Magdeburger Modell« und kam so, wenn auch indirekt, zum ersten Mal in Regierungsverantwortung.

Vier Jahre später war es vorbei mit der roten Herrlichkeit: 2002 stürzte die SPD auf 20 Prozent ab; auch die Wahlkreise gingen allesamt verloren - mit Ausnahme eines Bezirks, den Ex-Innenminister Manfred Püchel gewann, ein Vertreter des rechten Parteiflügels. Er hatte sich zwei Jahre früher in einer theaterreifen Szene mit einer Kettensäge in tragender Rolle mit Höppner überworfen. Nach dem Debakel wurde er Chef sowohl der Landespartei als auch der Fraktion. In diesem Amt folgte ihm zwei Jahre später der Mansfelder Jens Bullerjahn nach. Er führte die SPD bereits 2006 in die Regierung zurück - allerdings als kleiner Koalitionspartner der CDU.

Dabei gab es andere Möglichkeiten: SPD und PDS hätten über eine Mehrheit von drei Sitzen gegenüber CDU und FDP verfügt; allerdings war die PDS die stärkere der beiden Parteien. Eine Koalition als deren Juniorpartner galt in der SPD indes als undenkbar - zumal angesichts der Tatsache, dass viele Genossen das rot-rote Bündnis für den Absturz von 2002 verantwortlich machten. Bullerjahn, einst der Strippenzieher im Magdeburger Modell, wurde zum Kassenwart der Regierung von Wolfgang Böhmer und verschrieb sich der Sanierung des Haushalts. Im folgenden Wahlkampf 2011 legte er die SPD frühzeitig auf ein erneutes Bündnis mit der CDU fest. Die Folge: Seine Partei wurde mit 21,5 Prozent wieder nur die dritte Kraft; an Direktwahlkreisen gewann die SPD einen einzigen - den von Bullerjahn.

Einen Ausweg aus der strategischen Klemme begann die seit 2006 amtierende Fraktionschefin Katrin Budde vor zwei Jahren zu suchen. Weil ein »Doppelsprung« vorbei an CDU und LINKE unrealistisch erschien, gab sie zunächst die Devise aus, Jagd auf die 2011 noch zwei Prozentpunkte stärkere LINKE zu machen - und sie dann in eine Koalition zu holen. Ob das gelingt, ist offen. Aktuell liegt in einer INSA-Umfrage die LINKE bei 20 Prozent; SPD und AfD rangieren beide bei 17 Prozent. hla

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