Griechenland pocht auf faire Verteilung

Mehr als 8000 Flüchtlinge warten an Grenzübergang

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Einen Tag nach den Auseinandersetzungen am griechischen Grenzübergang Idomeni haben am Dienstag erneut Dutzende Flüchtlinge die Öffnung des mazedonischen Grenzzauns gefordert. Um die Mittagszeit versammelten sich rund 100 Migranten und skandierten »Öffnet die Grenze«. Sie riefen die anderen Flüchtlinge auf, sich wie am Vortag zum etwa 200 Meter entfernten Zaun zu begeben, um dort für einen freien Zugang Richtung West- und Nordeuropa zu demonstrieren. Zu Ausschreitungen kam es vorerst nicht, wie das griechische Staatsfernsehen berichtete. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen schätzten, um den Grenzübergang hätten sich mehr als 8000 Flüchtlinge versammelt. Die griechische Regierung rechnet damit, dass wegen der Schließung der Grenze zu Mazedonien in den nächsten Tagen mehr als 100 000 Migranten in dem Land festsitzen könnten.

Angesichts der dramatischen Lage pocht Regierungschef Alexis Tsipras auf die zugesagte Verteilung von Flüchtlingen in ganz Europa. Sollte dies nicht umgesetzt werden, will er die Beschlüsse des EU-Türkei-Gipfels am 7. März in Brüssel blockieren. Der griechische Regierungschef übte zudem scharfe Kritik an der mazedonischen Grenzblockade für Flüchtlinge. »Diese Alleingänge sind inakzeptabel. Die Flüchtlingskrise kann nicht ein Land allein bewältigen«, sagte Tsipras am Dienstagabend gegenüber Medien.

Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl fordert angesichts der sich zuspitzenden Situation die EU-Staaten zu sofortigem Handeln auf. »Es muss ein Notfallplan her«, so Günter Burkhardt, Geschäftsführer der Hilfsorganisation. »Die Schutzsuchenden dürfen nicht zum Spielball zwischen EU-Staaten werden. Das Geschacher, wer und wie am effektivsten die Grenzen schützt, ist zutiefst inhuman«, erklärte Burkhardt weiter.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) sind in diesem Jahr bis Ende Februar über 122 000 Flüchtlinge aus der Türkei nach Griechenland gekommen. Das UNHCR warnte eindringlich vor einer von der EU großteils selbstverschuldeten humanitären Krise in Europa. Immer mehr Männer, Frauen und Kinder säßen in Griechenland fest, teilte das UNHCR in Genf mit. Die Lage habe sich verschärft, weil Regierungen trotz entsprechender Vereinbarungen nicht zusammenarbeiteten.

Athen plant derweil, neue Flüchtlingsaufnahmelager zu bauen. Um die Lage bei Idomeni zu entschärfen, sollen sieben neue Lager für mehr als 20 000 Menschen südlich der Grenze entstehen. Die griechische Regierung habe ein EU-Hilfspaket in Höhe von 470 Millionen Euro beantragt, berichtete der griechische Fernsehsender ANT1 am Dienstag. Das Konzept sehe vor, dass etwa 50 000 Menschen in Aufnahmelagern und weitere 50 000 in einfachen Hotels untergebracht werden sollen. seb/Agenturen

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