Flammende Flüchtlingspolitik

Rabiate Räumung des »Dschungel« bei Calais trotz Protesten fortgesetzt

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Für die einen ist es eine Müllkippe und ein Slum, für die anderen ihr Zuhause und ein »Ort zum Leben«. In jedem Fall ist der »Dschungel« von Calais in bisheriger Form Geschichte. Die Behörden lassen das Flüchtlingscamp im Nordwesten Frankreichs seit Montag räumen. Dabei kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei, die den Einsatz der Bulldozer mit einem Großaufgebot begleitete, und Bewohnern des Lagers sowie ihren Unterstützern. Sie setzten Zelte in Brand und blockierten Straßen, um die Arbeiten zu behindern. Die Polizei antwortete mit Tränengas und Festnahmen.

Bei bitterer Kälte schafften die Bauarbeiter in dem Lager am Ärmelkanal, in dem laut Hilfsorganisationen bis zu 6000 Menschen hausen, auch am Dienstag Hütten, Zelte und Wohnwagen weg. Die Spannung hielt an: Viele Flüchtlinge weigerten sich, ihre Hütten zu verlassen. »Sie müssen ihre Sachen packen, die Polizei kommt gleich«, sagten Behördenmitarbeiter etwa zu einer Gruppe sudanesischer Flüchtlinge. »Wir haben schon Gefängnis und Folter hinter uns, das macht uns keine Angst!«, entgegnete einer laut Nachrichtenagentur AFP.

Calais ist seit geraumer Zeit einer der Brennpunkte der Krise im Umgang mit Flüchtlingen in Europa. Die Menschen dort hoffen, auf Fähren oder durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen. Immer wieder kommen dabei Flüchtlinge zu Tode. Im Sommer vergangenen Jahres wurden die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Verbindung zwischen Frankreich und Großbritannien verstärkt. Seither wächst die Zahl der in Calais gestrandeten Flüchtlinge.

Sie sollen nun in Aufnahmezentren in anderen Landesteilen gebracht werden oder zunächst in neben dem »Dschungel« aufgestellten Zelten des französischen Zivilschutzes unterkommen. nd/Agenturen Seite 2

- Anzeige -

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -