Jetzt gibt es keine Ausreden mehr

André Rankel, Kapitän der Eisbären Berlin, vor dem Auftakt der Viertelfinal-Playoffs gegen die Kölner Haie

  • Lesedauer: 4 Min.
Nach dem Verpassen der Playoffs 2014 und 2015 stehen die Eisbären erstmals wieder in der Runde der besten Acht. Vor dem Viertelfinalauftakt am Dienstag in der Arena am Ostbahnhof gegen die Kölner Haie sprach Jürgen Holz mit dem 30-Jährigen über Druck, Heimvorteil, ein besonderes Mannschaftsgefühl und das ausbaufähige Powerplay.

Werfen wir zunächst einen Blick zurück: Platz zwei nach 52 Spielen der Hauptrunde hinter dem Topfavoriten Red Bull München. Entspricht das Ihren Erwartungen?
Meine Erwartungen und das Ziel der Mannschaft waren, unter allen Umständen die direkte Playoff-Teilnahme zu erreichen. Schließlich hatten wir als DEL-Rekordmeister nach den letzten beiden Jahren Einiges gut zu machen. Und es ging auch um den Heimvorteil bei einem Rang unter den ersten vier.

Zum Ende der Hauptrunde gab es drei Niederlagen in Folge, so dass das Vorhaben fast ins Wanken geraten wäre. Hat Sie das verunsichert?

Playoffs ohne amtierenden Meister

Das Aus der Adler Mannheim am Sonntag bei den Kölner Haien trifft den Klub hart. »Es ist heftig, als Meister die Hauptrunde auf dem zehnten Platz abzuschließen und in den Pre-Playoffs auszuscheiden. Daran werden wir noch länger zu knabbern haben«, sagte Geschäftsführer Daniel Hopp. Schnellstmöglich soll nun ein neuer Trainer gefunden werden, um auch den Umbruch im Kader für die kommende Saison vorantreiben zu können.
Viertelfinale (best of 7), 1. Spiel:
München (1.) – Straubing (9.), 15.3.
Berlin (2.) – Köln (7.), 15.3.
Wolfsburg (4.) – Düsseldorf (5.), 16.3.
Iserlohn (3.) – Nürnberg (6.), 16.3.
Klammer: Platzierung der Vorrunde
Weitere Termine mit wechselndem Heimrecht: 18., 20., 22., 24., 26., 28. März.

Nein, wir haben in dieser Saison vielfach auf einem hohen Level gespielt, und allen war klar, dass wir daran auch in den letzten beiden Spielen anknüpfen müssen, um wenigstens Vierter zu werden. Das ist uns mit dem 2:1 in Nürnberg und dem 4:0 zu Hause gegen Titelverteidiger Mannheim gelungen. Wir wollen zeigen, dass wir da oben hingehören.

Worin liegt der Unterschied der Mannschaft dieser Saison gegenüber dem Vorjahr?
Es gibt ein unheimliches Mannschaftsgefühl. Wenn wir verlieren, stehen wir wieder auf und kämpfen weiter, einer für den anderen. Wir stecken ganz im Gegensatz zu früher nicht mehr so schnell auf.

Es war aber zweifellos von Vorteil, dass die Mannschaft weitgehend von Verletzungsproblemen verschont geblieben ist.
Ja, es war unglaublich wichtig, dass wir in dieser Saison weniger Verletzungspech hatten, wenn man vom bedauerlichen Aus unseres Verteidigers Bruno Gervais absieht. Ich hoffe, das bleibt so. Aber das bedeutet auch: Jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Wenn wir schlecht spielen, kann keiner darauf verweisen, dass dieser oder jener gefehlt hat.

Worin sehen Sie ein Manko Ihres Teams?
Es gibt immer Dinge zu verbessern, im Abwehrverhalten, in der Chancenverwertung. Sicherlich spielen wir im Powerplay noch nicht so optimal, aber wir arbeiten unter unserem Trainer Uwe Krupp intensiv daran.

Wie groß ist der Druck, weil nach zwei Pleitejahren Mannschaft, Verein und natürlich die Fans endlich mehr erwarten - womöglich den achten Meistertitel?
Druck gibt es immer, weil man erfolgreich sein will und möglichst alles gewinnen möchte. Aber ich schaue im Augenblick nicht so weit nach vorn. Jetzt geht es erstmal darum, sich auf das Viertelfinale zu konzentrieren. Wer in dieser Runde steht, will natürlich ins Halbfinale. Das ist auch unser Wille. Danach sehen wir weiter.

Im Vorfeld der Playoffs wurde über Ihren Viertelfinalgegner spekuliert: Köln, Ingolstadt oder Straubing? Nun sind es die Kölner Haie. Der unbequemste Gegner?
Alle Gegner sind unbequem. Gerade diese Saison hat gezeigt, wie enorm ausgeglichen die Deutsche Eishockey-Liga geworden ist. Wer hätte denn zu Saisonbeginn darauf gewettet, dass der Titelverteidiger Mannheim mit seinem Luxuskader scheitert und die Playoffs verpasst. Für alle Mannschaften beginnt es nun bei null. Die Playoffs haben ohnehin ihre eigenen Gesetze. Im Übrigen bin ich kein Freund davon, sich allzu viel mit dem Gegner zu befassen. Es ist viel wichtiger, dass wir den Fokus auf uns selbst richten und auf unsere Stärken setzen.

Das Duell gegen die Haie ist emotional besonders aufgeladen, weil es für Ihren Trainer Uwe Krupp, gebürtiger Kölner und einst Coach der Haie, eine Reise in die Vergangenheit ist. Sehen Sie das auch so?
Emotionen sind immer im Spiel. Die Leistungsstärke beider Teams ist so ausgeglichen, da kann alles passieren, das hat auch die Vorrunde gezeigt: In den vier Spielen gab es durchweg Heimsiege. Nun sind vier Siege in sieben Spielen gefragt - ein hartes Stück Arbeit. Doch wie gesagt: Wir gehen optimistisch und selbstbewusst in die Playoffs, die Mannschaft ist hungrig.

Vor den Playoffs unterzogen Sie sich noch einmal einer Rasur, einer vorerst letzten, wie es hieß. Warum?
Während der Playoffs lassen sich viele Spieler einen Bart wachsen, auch ich. Das soll Glück bringen, denn es heißt: Wer rasiert, der verliert! Ich werde mich also frühestens wieder im nächsten Monat rasieren.

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