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Imageschaden erwünscht

Dachverband der Kritischen Aktionäre zieht Bilanz seiner Arbeit

  • Mona Grosche, Bonn
  • Lesedauer: 3 Min.
Die »Kritische Aktionäre« zogen auf einer Pressekonferenz am Dienstag in Bonn eine positive Bilanz aus 30 Jahren Arbeit.

»Wir sind die Stimme für Frieden, Umweltschutz und Menschenrechte«, fasst Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionäre, die Arbeit aus 30 Jahren zusammen. Der Verband mit seinen 26 Mitgliedsorganisationen, darunter der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz, die Koordination Südliches Afrika KOSA und die Initiative »Ohne Rüstung Leben« ist von den Hauptversammlungen der deutschen Dax-Konzerne nicht mehr wegzudenken. Dort lässt der Dachverband diejenigen zu Wort kommen, die sonst ungehört bleiben: Fischer aus Brasilien prangern die Zerstörung ihrer Lebensgrundlage durch ThyssenKrupp an, deutsche Braunkohlegegner erläutern die Folgen des RWE-Tagebaus und Ex-Hausbesitzer aus den USA fordern Entschädigung für Zwangsräumungen von der Deutschen Bank.

Ihr »Trick«, um öffentlich Rechenschaft von den Konzernen einzufordern, ist einfach, aber genial: Bereits der Besitz einer Aktie genügt, um auf Hauptversammlungen reden zu dürfen. »Mit nur einer Aktie in der Hand haben wir als Aktionär das gleiche Recht wie der Staat Kuwait«, erklärt Vorstandsmitglied Paul Russmann. So hat der Verband nicht nur selbst Rederecht, sondern bekommt dies auch von immer mehr Anlegern übertragen. »Mittlerweile sind wir fester Bestandteil des Hauptversammlungszirkus«, kommentiert Barbara Happe, ebenfalls Vorstandsmitglied, die Auftritte bei »alten Bekannten« wie BASF, aber auch neu hinzugekommenen Konzernen wie Hugo Boss. Neben den öffentlichkeitswirksamen Reden dienen auch Gegenanträge oder alternative Geschäftsberichte als Druckmittel, um die Konzernleitungen zu einem Umdenken zu bewegen.

Denn viele von ihnen, so etwa der Daimler-Konzern, fürchten sich vor Imageverlusten, wie Russmann betont. Deren Vorstände haben nämlich längst begriffen, dass es sich bei den Kritischen Aktionären nicht um ein paar »linke Spinner« handelt, wie man sie anfangs abtun wollte. Stattdessen bewiesen Hartnäckigkeit, gründliche Recherchen und immer neue, kreative Kampagnen, dass hier ein Gegner agiert, der sich nicht mundtot machen lässt, auch wenn man ihm einfach das Mikro abdreht.

So kann der Dachverband auf einige Erfolge verweisen, wie etwa den Rückzug von RWE und mehreren deutschen Banken aus dem AKW Belene, das in Bulgarien in einem Erdbebengebiet gebaut werden sollte. »Punkten konnten wir auch, als sich die Deutsche Bank nach jahrelangem Druck aus der Finanzierung von Konzernen, die Streumunition produzieren, zurückzog«, ergänzt Happe.

Dennoch bleibt viel zu tun im Kampf »David gegen Goliath«: Allein im Jahr 2015 war man auf 29 Hauptversammlungen vor Ort (unter anderem bei Eon, Rheinmetall und Puma), um einen Stopp von Rüstungsexporten, die Einhaltung von Umweltstandards und die Achtung von Arbeits- und Menschenrechten zu fordern.

Dass dies nach wie vor notwendig ist, belegt nach Ansicht von Markus Dufner auch die Ermordung der Umweltaktivistin Berta Cáceres Anfang März 2016 in Honduras, eine der Hauptstimmen gegen den Agua-Zarca-Staudamm. Vor der unhaltbaren Lage der Menschenrechte dort hatten die Aktionäre Siemens mehrfach gewarnt. Doch bis heute hält der Konzern an der Turbinenlieferung der Tochterfirma Voith-Hydro fest. Genau hier setzt die aktuelle Kampagne »Rohstoffe - im Konflikt mit Menschenrechten« an, die zu Verantwortung der kompletten Lieferketten mahnt. »Unsere Arbeit wird auch heute noch dringend gebraucht«, so Dufner.

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