Riviera soll Luxusbauten in Grünau weichen
Denkmal-Verein schlägt Bürgerbegehren für Erhalt historischer Ausflugsgaststätten vor
Es ist ein Versuch, neuen Schwung in den langwierigen Prozess zu bringen. »Und eben noch mehr Öffentlichkeit für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren«, sagte am Dienstagmittag Elisabeth Ziemer, stellvertretende Vorsitzende des Vereins »Denk mal an Berlin«. Der möchte die historischen Ausflugsstätten Riviera und Gesellschaftshaus in Grünau retten. Seit 25 Jahren rotten die denkmalgeschützten Gebäude am Langen See vor sich hin. Auch als 2007 die Häuser sowie das 12 000 Quadratmeter große Grundstück von einer Geschäftsfrau in Ankara erworben wurden, änderte sich daran nichts. Lediglich Dach, Fenster und Veranda wurden auf Druck Treptow-Köpenicks gegen Vandalismus und Wetter geschützt. Wie berichtet, hatte das der Bezirk mit Hilfe sogenannter Sicherheitsanordnungen durchgesetzt.
Dass Treptow-Köpenick dabei offensichtlich übers Ziel hinausgeschossen ist, belegt ein Urteil des Verwaltungsgerichts vom Januar 2016. Der Bezirk hatte die Eigentümerin im Jahr 2014 verpflichtet, im großen Riviera-Saal ein Spezialgerüst gegen den Dacheinsturz aufzustellen. Die Geschäftsfrau kam der Aufforderung nicht nach, und so ließ Treptow-Köpenick das Gerüst schließlich selbst aufstellen. Die Kosten in sechsstelliger Höhe wurden der Besitzerin in Rechnung gestellt.
Doch wie es jetzt aussieht, bleibt der Bezirk auf dieser Summe sitzen. Denn das Verwaltungsgericht hob die Anordnung auf, weil sie rechtswidrig gewesen sei.
Nun verliehen der Ortsverein Grünau und der Verein »Denk mal an Berlin« dem geschützten Ensemble die Auszeichnung »Das Besondere Denkmal«. Die Begründung: »Mit dem Teilsieg der Eigentümer vor Gericht ist die Gefahr sehr groß, dass die Spekulation gewinnt«, sagte Elisabeth Ziemer. Mit Luxuswohnungen, die die türkische Unternehmerin dort gerne errichten lassen will, verliere Grünau sein spezielles Flair. »Wir fordern, dass der Eigentümer gezwungen wird, seiner aus dem Denkmalschutzgesetz resultierenden Pflicht zum Erhalt der Gebäude nachzukommen, umso mehr, als er aufgrund des Denkmalschutzstatus die Immobilie einst billig erwerben konnte«, erklärte Ziemer. Wenn sich Politik und Verwaltung zur Durchsetzung dieser Pflicht nicht in der Lage sehen, dürfe der Druck der Öffentlichkeit auf keinen Fall nachlassen. Ziemer schlägt dem Ortsverein deshalb vor, ein Bürgerbegehren zu initiieren. »Um praktisch eine Wohnbebauung auf diesem Wassergrundstück zu verhindern.« Das wollen die engagierten Grünauer auf jeden Fall in Angriff nehmen.
Der Bezirk will zunächst gegen das aktuelle Urteil Berufung beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg beantragen. »Außerdem sind wir mit dem Rechtsvertreter der Grundstückseigentümerin im Gespräch, um auszuloten, ob es Möglichkeiten einer gütlichen Einigung gibt«, erklärte der Stadtrat.
Den Vorschlag der Eigentümer, lediglich den Riviera-Saal zu erhalten, einen öffentlichen Uferweg zu planen und Neubauten hochzuziehen, lehnt der Ortsverein entschieden ab.
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