Der Ball war (nicht) drin
Das Fußballfilmfestival »11 mm« startet am Donnerstag
Heinrich Lübke (CDU, Bundespräsident von 1959-69) war berühmt für seine rhetorischen Extremblüten. Auch wenn seine Urheberschaft von sprachlichen Totalausfällen wie dem gruseligen »...liebe Neger« oder dem witzigen »equal goes it loose« nicht als gesichert gilt, so irritierte er die Öffentlichkeit zweifellos oft und unfreiwillig. Und wenige Zitate brachten ihm dabei ähnlichen Ärger ein wie sein »der Ball war drin« von 1966. Denn damit schlug sich der deutsche Bundespräsident in einer essenziellen nationalen Streitfrage ausgerechnet auf die Seite der Tommys, ... äh Engländer: in der Frage des Wembley-Tores. Während des WM-Finales von 1966 zwischen England und Deutschland im Londoner Wembley-Stadion prallte der Ball von der Unterkante der Latte auf die Linie und wurde anschließend von einem deutschen Verteidiger ins Aus geköpft. Das berühmteste und umstrittenste Tor der Fußballgeschichte wurde damals gegeben - fälschlicherweise, wie wir heute wissen: Der Ball war nicht drin.
Im Juli jährt sich das Tor zum 50. Mal, schon ab diesem Donnerstag steht es im Zentrum des Fußballfilmfestivals »11mm«. So etwa beim Eröffnungsabend am 17. März, wenn mit dem Fußballfilmklassiker »Goal! The World Cup« (Großbritannien, 1966, Technicolor) von den Regisseuren Ross Devenish und Abidin Dino ein ausgiebiger Rückblick auf die WM ’66 in England unternommen wird. Zu Gast bei der Eröffnung sind Horst-Dieter Höttges, Max Lorenz, Bernd Patzke, Friedel Lutz und Siggi Held, die allesamt 1966 als Spieler der deutschen Mannschaft dabei waren.
Vom 17. bis 21. März findet das 13. Internationale Fußballfilmfestival »11mm« erstmalig an drei Spielorten statt: im Babylon (Mitte), dem Filmtheater am Friedrichshain und dem City Kino (Wedding). Das Festival präsentiert über 70 Kurz- und Langfilme, die vor allem die gesellschaftlichen und kulturellen Hintergründe des Sports zeigen sollen.
Der Länderfokus des Festivals liegt in diesem Jahr auf Frankreich, wo in wenigen Monaten die Europameisterschaft ausgetragen wird. In der Retrospektive »Édition Spéciale: Football en France« werden im City Kino des Centre Français herausragende Werke aus dem Gastgeberland der EM 2016 vorgestellt.
Eröffnet wird dieses Programm am 18. März mit »Les Rebelles Du Foot« (Gilles Perez & Gilles Rof, Frankreich, 2012), in dem der ehemalige Fußballstar Eric Cantona von fünf Profikickern wie Didier Drogba und Sokrates berichtet, die ihre Prominenz nutzten, um gegen politische Ungerechtigkeit zu protestieren. Die Gäste des Abends sind Célia Sasic (Deutschlands Fußballerin des Jahres 2015), Dieter Müller (Vize-Europameister ’76), Daniel Cohn-Bendit (Mitglied Europaparlament) und Regisseur Gilles Rof.
17. bis 21. März, Babylon (Mitte), Filmtheater am Friedrichshain und City Kino (Wedding). Weitere Infos unter www.11-mm.de
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