Immer mehr Hauptschulen schließen
In den vergangenen zehn Jahren stieg die Anzahl an Integrierten Gesamtschulen und Freien Waldorfschulen deutlich
Berlin. Vier von zehn Hauptschulen in Deutschland wurden binnen zehn Jahren geschlossen. Zwischen dem Schuljahr 2004/2005 und 2014/2015 hat sich die Zahl um 42 Prozent auf 3039 verringert, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Zehn Jahre zuvor gab es bundesweit noch fast 5200 Hauptschulen.
Bei den Realschulen fiel der Rückgang mit 23 Prozent nicht ganz so drastisch aus. Im selben Zeitraum wurden auch 19 Prozent der Schularten mit mehreren Bildungsgängen und jede zehnte Förderschule geschlossen. Die Zahl der Integrierten Gesamtschulen hingegen hat sich in dieser Zeit mehr als verdoppelt, die Freien Waldorfschulen verbuchten einen Zuwachs um 19 Prozent.
Zahlen, die sozialdemokratische Bildungspolitiker der Republik als Nachweis dafür werten dürften, dass ihre Politik den Bildungszugang gerechter gestaltet. Allerdings wirkt in Gesamtschulen das dreigliedige Schulsystem fort: Spätestens nach zwei Jahren werden die Schüler hier in den wichtigsten Fächern in nach Gymnasial-, Realschul- und Hauptschulniveau gegliederte Kurse sortiert. Damit widerspricht diese in den 1970er Jahren erfundene Schulform der Grundidee der Gemeinschaftsschule, die gemeinsames Lernen in allen Fächern unabhängig vom Leistungsniveau und von der sozialen Herkunft propagiert.
Weniger überraschend erscheint angesichts des seit Jahren debattierten demografischen Wandels ein anderer Befund des Statistischen Bundesamtes: Die Schülerzahlen gingen zwischen 2004 und 2014 um 13 Prozent zurück. Im Schuljahr 2014/2015 wurden knapp 8,4 Millionen Schüler an allgemeinbildenden Schulen unterrichtet. Vor allem im Primarbereich, also in der Grundschule, sanken die Schülerzahlen deutlich um 13 Prozent. In der Sekundarstufe I, also in den Klassen 5 bis 10, verringerten sich die Schülerzahlen um 18 Prozent.
Dagegen streben immer mehr junge Leute die Hochschulreife an: Im Schuljahr 2014/2015 besuchten knapp ein Viertel mehr Schüler ein Gymnasium als noch vor zehn Jahren. Ein Hinweis auf die breite Akzeptanz des mehrgliedrigen Schulsystems in Deutschland. Agenturen/nd
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