Ohne Rückgrat

Stefan Otto über die fehlende Ausrichtung der AfD

Nun also Drohungen gegen Abtrünnige der AfD - die einmal mehr eine wüste Radikalität des fremdenfeindlichen Pegida-AfD-Dunstkreises untermauern. Wer die Drahtzieher dieser unflätig formulierten Schreiben an ausgetretene AfD-Mitglieder sind, die sich der ALFA-Partei angeschlossen und ihr Mandat im Europäischen Parlament behalten haben, das ist unklar. Bekannt hat sich dazu eine »AfD Armee Fraktion« - ob es eine solche Gruppe wirklich gibt, ermittelt die Polizei noch.

Diese Drohbriefe rücken aber wieder ins Bewusstsein, dass es erst wenige Monate her ist, als sich die AfD komplett neu aufstellen musste - nachdem nämlich ihr Gründer Bernd Lucke eine Kampfkandidatur gegen Frauke Petry verloren hatte und die Partei verließ, um die bislang bedeutungslose ALFA zu gründen. Aller Wahlerfolge zum Trotz bleibt die AfD eine junge Partei, die nach dem Ausscheiden ihres Denkers Lucke und seiner Anhänger schwächer denn je aufgestellt ist. Ihr scheint seitdem das Rückgrat zu fehlen. Das zeigen die Überlegungen für eine neue Parteiausrichtung, über die der kommende Bundesparteitag im April entscheiden soll. Bis dahin sei nur noch wenig Zeit für komplexe Themen wie Rente, Gesundheit oder Arbeitslosenversicherung, erklärte jüngst der Vorsitzende der AfD-Programmkommission, Albrecht Glaser. Es sieht ganz danach aus, als bliebe die AfD auch nach dem Parteitag vor allem eines - diffus deutschnational. Ob das ausreicht, um sich dauerhaft in den Parlamenten zu behaupten, darf bezweifelt werden.

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