Gemäßigt in Moskau
Klaus Joachim Herrmann über die deutsch-russischen Gespräche
Allein schon, dass Russlands Außenminister von dem Wunsch nach einem Austausch der Kampfpilotin Sawtschenko »gehört« hatte, konnte Bundesaußenminister Steinmeier in Moskau als Entgegenkommen werten. Der Hinweis auf gesetzliche Prozeduren und Präsident Putins Entscheidung besagte in der Sache der zu 22 Jahren Lagerhaft verurteilten Ukrainerin zwar noch nicht viel, war aber fern von einer Zurückweisung der Einmischung in innere Angelegenheiten. Steinmeier seinerseits vertrat nicht die hierzulande vielfach veröffentlichte Wertung des Gerichtsprozesses als »umstrittenes« oder »nicht rechtsstaatliches« Verfahren, sondern wünschte ganz diplomatisch eine »humanitäre Lösung«.
Solches Herangehen ist ausgezeichnet durch Mäßigung und Konzentration auf das Wesentliche. Das tut nach Brüssel ganz besonders not. Der ukrainische Geheimdienstchef, der die Explosionen in einen »russischen hybriden Krieg« - gegen wen eigentlich? - eingeordnet haben wollte, wurde wegen völliger Absurdität nicht erhört. Auch nicht jener russische Politiker, der nach Art des Kalten Krieges die NATO an den Bomben in der Stadt des eigenen Hauptquartiers quasi selber schuldig sprach.
Ihre Mäßigung lässt hoffen, dass sich Berlin und Moskau trotz vieler Differenzen über ein gemeinsames Vorgehen gegen den Terror einig sind.
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