Hoffnung auf Wiederaufbau Palmyras

Syrische Armee zog nach wochenlangen Kämpfen in die antike Wüstenstadt ein / Rückzug der IS-Dschihadisten

  • Lesedauer: 3 Min.

Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) wurde von der syrischen Armee aus Palmyra vertrieben. Experten begannen mit der Begutachtung der Zerstörungen.

Von Maher Al Mounes, Palmyra

Der syrischen Armee war es am Sonntag nach wochenlangen blutigen Kämpfen und mit Hilfe der russischen Luftwaffe sowie der libanesischen Hisbollah-Miliz gelungen, Palmyra vollständig vom IS zurückzuerobern. Einem Militärvertreter vor Ort zufolge zogen sich die Dschihadisten nach Osten und Norden in ihre Hochburgen Suchnah, Rakka und Deir Essor zurück. Experten entschärften Sprengsätze und Minen.

Die Wohnbezirke in der Neustadt von Palmyra waren nahezu menschenleer, viele Häuser zerstört. Vor dem Krieg lebten dort etwa 70 000 Menschen. Der Baaltempel lag in Trümmern, der Großteil der Altstadt schien aber intakt zu sein. Syrische Soldaten und russische Kämpfer liefen durch die Ruinen, einige kickten sich einen Fußball zu.

Der IS hatte Palmyra vor etwa zehn Monaten erobert. In den folgenden Monaten schockierte die Miliz die Welt mit brutalen Hinrichtungen in den Ruinen der Stadt sowie mit der Zerstörung zweier bedeutender Tempel, des berühmten Triumphbogens und zahlreicher Grabmäler.

Syriens Präsident Baschar al-Assad lobte die Rückeroberung der Stadt als »wichtigen Erfolg« und als »Beweis der Effizienz« seiner Armee. Russlands Staatschef Wladimir Putin rief Assad an, um ihm zu gratulieren. Putin habe dabei betont, wie wichtig der Erhalt der historischen Stadt sei, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow. Assad wiederum habe Putin für die russische Hilfe gedankt. Die Offensive zur Rückeroberung von Palmyra hatte Anfang März begonnen. Die Armee will nun von Palmyra aus den IS weiter schwächen und dessen Hochburg Rakka sowie Deir Essor angreifen.

Das Augenmerk in Palmyra richtet sich nun auf das Ausmaß der Zerstörungen. Altertümerchef Maamun Abdulkarim sagte, er habe »mit dem Schlimmsten gerechnet«. »Aber die Landschaft ist im Großen und Ganzen in einem guten Zustand.« Palmyra könne mit Hilfe der UNO wieder aufgebaut werden und »so werden wie vorher«.

Viele der wichtigsten Ruinen seien nur leicht beschädigt, bei anderen Altertümern könnten die herumliegenden Trümmer wieder eingesammelt werden, sagte Abdulkarim. »Mit Hilfe der Unesco können wir innerhalb von fünf Jahren die vom IS beschädigten und zerstörten Strukturen wieder aufbauen.«

»Wir hatten solche Angst, dass wir in die Ruinen kommen und sie komplett zerstört vorfinden würden«, sagte ein syrischer Soldat. »Doch dann waren wir erleichtert.« Der Historiker Maurice Sartre gab zu bedenken, dass womöglich nicht alle Zerstörungen sichtbar seien. Nur 15 bis 20 Prozent der Stadt seien ausgegraben und was unterirdisch zerstört worden sei, sei für die »Wissenschaft für immer verloren«. AFP Kommentar Seite 4

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