Kriminalfälle aus der DDR

LESEPROBE

  • Lesedauer: 2 Min.

»In der ganzen Geschichte des Menschen ist kein Kapitel unterrichtender für Herz und Geist als die Annalen seiner Verirrungen.« So begann Friedrich Schiller seine berühmte Kriminalerzählung »Der Verbrecher aus verlorener Ehre. Eine wahre Geschichte« über den Mörder und Räuber Christian Wolf. Es war die erste Kriminalnovelle von Weltrang.

Wir lesen heute Berichte von Verbrechen und stellen mit Erstaunen fest, dass die Verirrungen des Menschen kaum thematisiert werden, sondern nur die oftmals verstörenden und grausamen Folgen seines verbrecherischen Handelns. Und wir wundern uns über die Aussage, dass Verbrechen eben zu unserer Kultur gehören, wie jüngst Frauke Hunfeld in der Zeitschrift »Crime« formulierte.

In der DDR hatte man in der Tat eine andere Sichtweise, die Hans-Joachim Kruse in seinem Vorwort zu dem Buch »Wer ist schuld?« wie folgt ausdrückte: »Die Ausbeutergesellschaft, die den Menschen nur als Mittel der Bereicherung betrachtet, musste mit dem Verbrechen leben. Wir hingegen haben in realer ›Beförderung der Humanität‹ ein neues Kapitel im Buch der Menschheit begonnen, in dem sich die Forderung von Marx erfüllt: ›Das höchste Wesen für den Menschen ist der Mensch selbst, folglich muss man alle Beziehungen, alle Bedingungen vernichten, in denen der Mensch ein unterdrücktes, versklavtes, verächtliches Wesen ist.‹«

Wir wollen von einem Menschen und den Annalen seiner Verirrungen erzählen, der in der DDR, genauer gesagt in Ostberlin, an seiner Psychologie komplett gescheitert ist, obwohl er als Wanderer zwischen den Welten nicht mehr als »Mittel der Bereicherung« betrachtet worden war. Und wir wollen, auch nach Schiller, aufzeigen, dass die Öffnung seines »Lasters vielleicht die Menschheit und auch die Gerechtigkeit« unterrichtet.

Aus dem Buch von Remo Kroll und Frank-Rainer Schurich »Tötungsdelikt Gisela G. und zwei weitere authentische Kriminalfälle aus der DDR« (Bild und Heimat, 219 S., br., 12,99 €).

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal