Knast für Sportbetrüger

Das Bundeskabinett beschließt Gesetz gegen Spielmanipulation und Wettbetrug

  • Tom Mustroph
  • Lesedauer: 3 Min.
Sportlern, Trainern, Funktionären und Wettmanipulatoren könnte in Deutschland bald das Gefängnis drohen, wenn sie manipulieren. Das Bundeskabinett verabschiedete dazu nun einen Gesetzentwurf.

Bundesjustizminister Heiko Maas will der Manipulation im Sport Einhalt gebieten. Nun hat das Kabinett seinen Entwurf zur Strafbarkeit von Wettbetrug und Spielmanipulation verabschiedet. Wird es vom Parlament verabschiedet, gibt es Polizei und Staatsanwaltschaft eine bessere Handhabe, bei Verdachtsmomenten Ermittlungen einzuleiten. Das geplante Strafmaß beträgt bis zu drei, im schweren Fall sogar fünf Jahre Haft.

Wettbetrüger haben nun nicht mehr ganz so leichtes Spiel. Konnten sie sich bisher darauf verlassen, dass eine Verurteilung über den gewöhnlichen Betrugsparagrafen juristisch nicht ganz einfach ist - der Ex-Profi René Schnitzler wurde etwa vom Wettbetrug freigesprochen und nur wegen der nicht erfolgten Versteuerung der 60 000 Euro Bestechungssumme verurteilt -, steigt jetzt ihr Haftrisiko.

Das gilt sowohl für Sportler, Trainer und Funktionäre, die beim Betrug mitmachen als auch für Zocker, die solche Manipulationen organisieren und Wettgewinne einstreichen. Deshalb trennt das Gesetz zwischen den Deliktarten Wettbetrug und Spielmanipulation. Letztere betrifft allein das Verschieben von Spielen, das auch aus rein sportbezogenen Gründen erfolgen kann. Etwa wenn eine Mannschaft sich Siege gegen den Abstieg oder für die Meisterschaft »erkauft«. Wettbetrug setzt dann ein, wenn mit dem Wissen über solche Manipulationen oder gar der aktiven Vorbereitung eines solchen Betrugs auch Einsätze auf dem Wettmarkt getätigt werden.

Die Notwendigkeit eines solchen Gesetzes wurde durch die Häufung von Skandalen vor allem im Fußball und Tennis in den vergangenen Jahren illustriert. Auch den Grund für die zwischenzeitliche Ablehnung des neuen Gesetzes durch den Deutschen Richterbund könnte man als Indiz für ein immer größer werdendes Problem mit Wettbetrügern interpretieren. Anfang dieses Jahres hatten sich die Richter wegen einer befürchteten »Überlastung der Gerichte« gegen ein solches Gesetz ausgesprochen. »Die mit der geplanten Einführung verbundene Mehrbelastung der Justiz, insbesondere der Staatsanwaltschaften, ist nicht zu rechtfertigen«, hieß es in einer DRB-Stellungnahme.

Der Verband hatte sich offenbar zuvor mit der weiten Verbreitung von Manipulationen auseinandergesetzt. »Match Fixing«-Experten wie der frühere FIFA-Ermittler Chris Eaton schätzen die weltweite Geldwäschedimension durch manipulierte Sportwetten auf 140 Milliarden Dollar jährlich. Diese »garantierten« Wettgewinne stellen eine interessante Alternative zum Off-Shore-Banking à la »Mossack Fonseca« dar. Denn Wettgewinne müssen nicht versteuert werden, können aber zur Legitimierung von anderweitig nicht erklärbaren Reichtümern benutzt werden.

Angesichts dieser Anreize ist es zu begrüßen, dass Justizminister Maas (SPD) sein Gesetz trotzdem im Kabinett durchsetzte. Besonders scharf ist der Entwurf im internationalen Vergleich aber nicht. Italien sieht in seinem neuen Gesetz bis zu neun Jahren Haft vor. In Vietnam wurde im März 2016 ein Fußballer zu sechs Jahren Gefängnis wegen wiederholter Manipulation von Spielen der dortigen 1. Liga verurteilt.

Ob das Gesetz auch tatsächlich seine erhoffte Wirkung erzielt, wird erst die Praxisanwendung zeigen können. Staatsanwälte müssen zunächst einen Anfangsverdacht haben und dann auch aktiv werden. Die bisherigen Skandale wurden oft durch Zufälle ausgelöst. Die Ermittlungen von »Last Bet« in Italien begannen etwa, weil ein Spieler, dem von einem Wettbetrüger ein Betäubungsmittel untergeschummelt worden war, nach dem Spiel beinahe einen Unfall auf der Autobahn erlitten hatte. Das Gesetz könnte helfen. Einen sauberen Sport bringt es aber nicht automatisch mit sich.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal