Talent zum Glück

Renate Hoffmann und ihre »Fundorte«

  • Irmtraud Gutschke
  • Lesedauer: 2 Min.

Schön, wenn es für jeden selbstverständlich wäre, aber es ist eine Begabung: sich jedem Tag aufs Neue freudig zu öffnen, auch wenn man älter wird (oder gerade deshalb). Die Schriftstellerin Renate Hoffmann - aus Thüringen stammend, promovierte Veterinärmedizinerin, Schauspielerin - hat wohl diese Gabe und veröffentlicht jetzt schon ihren zehnten Band, in dem sie uns mit auf ihre Spaziergänge durch Jahreszeiten und Jahrhunderte nimmt.

Es sind Gedichte und kurze Prosatexte, oft in eigener Anschauung wurzelnd, die sich im Verweilen gefällt. Genaue Wahrnehmungen von Natur, die sie zu Reflexionen anregen, Spaziergänge durch Städte in nah und fern und immer wieder der Bezug zur Geschichte von Kunst und Literatur - bei der Lektüre dieses Bandes kann man erleben, was ein interessantes Leben ist. Alltag ohne Misslaunigkeit - ob das geht? Die Autorin führt es uns vor, tänzerisch elegant und immer mit einem leisen Lächeln.

Mit ihrem Mann, der auch die Illustrationen zum Band beisteuerte, ist sie viel gereist: nach Prag mit Smetanas »Moldau« im Ohr, nach Strasbourg, wo auch Goethe war (den Klassiker hat sie stets in ihrer Begleitung), zu Rembrandt nach Amsterdam. Bald wird man merken, dass es »Kulturreisen« sind. Sie will den Dom von Siena sehen und die Uffizien in Florenz. Die Pompeji-Ausstellung in München will sie nicht verpassen. Nach Worpswede zog es sie in die einstige Künstlerkolonie. Auf die Spuren der Brüder Grimm begibt sie sich. Von Marrakesch will sie sich inspirieren lassen wie schon berühmte Künstler vor ihr … Wobei sie beim Schauen womöglich insgeheim schon eine Vorfreude spürt, wie daraus später ein Text werden kann. Es ist ein Buch zur Freude, die sich beim Schreiben schon einstellte und die an die Leserin, den Leser weitergegeben wird.

Renate Hoffmann: Fundorte. Lose Blätter und Gedichte. Verlag am Park. 188 S., br., 14,99 €.

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