Und sie fahren immer noch

Kurt Stenger über den ersten Schadensersatzdeal im VW-Abgas-Skandal

Gut ein halbes Jahr ist es her, dass VW in den Vereinigten Staaten zugab, Abgaswerte von Dieselfahrzeugen manipuliert zu haben. Die 580 000 betroffenen Pkw fallen zwar im Mega-Autoland USA kaum auf, doch zusammen ergeben sie schon eine mächtige Flotte, wenn man bedenkt, dass sie die gesetzlichen Stickoxidgrenzwerte deutlich reißen und quasi illegal unterwegs sind. Doch statt diese Fahrzeuge aus dem Verkehr zu ziehen, lässt man sie weiter die Luft verpesten. Schließlich winkt ein warmer Strafgeldregen aus Wolfsburg für Kunden, Kommunen und Bundesbehörden.

Es ist eigentlich ziemlich crazy: Da VW es vor allem bei älteren Modellen technisch nicht schafft, den Betrug mit einer neuen Software zu überspielen, weil dann der Spritverbrauch in die Höhe schießt oder die Motorleistung abfällt, könnte die Lösung so aussehen: Die Stinke-Diesel fahren immer weiter und VW zahlt monatliche Geldauflagen. Am besten, so könnte man hinzufügen, wäre es wohl, wenn das Geld direkt ins Gesundheitssystem fließt - die Folgen hohen Stickoxidausstoßes sind ja bekannt.

Die Konsequenzen des Skandals bleiben also rein finanzieller Natur. Die Motoren werden weiter darauf getrimmt, bei Tests und nur bei Tests die Grenzwerte einzuhalten. Nicht nur in den USA und nicht nur bei VW. Auch für Deutschland gilt: Und sie fahren immer noch.

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