Tomaten und Käse statt Kuchen

Schule im neuseeländischen Auckland setzt alle Kinder auf Diät

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 3 Min.
Immer mehr Schüler in einem neuseeländischen Jungeninternat verließen die Schule übergewichtig. Bis die Mitarbeiter der Kantine beschlossen, alle auf Diät zu setzen. Auch sich selbst.

Wo früher Dosenobst, Cornflakes, Joghurt und Kuchen standen, drängen sich heute Eier, Tomaten, Avocados, Thunfisch, Käse und Nüsse. Weniger Kohlenhydrate und Zucker und dafür mehr Proteine und gesunde Fette stehen heute auf dem Menü der Jungenschule Dilworth in Neuseelands größter Stadt Auckland.

Eine ganze Schule - 640 Kinder - auf Diät zu setzen, war keine einfache Entscheidung für Robert McDonald und Craig Johnston, die als Küchenchefs die Cafeteria des Jungeninternats leiten. »Wir sahen, wie ein paar unserer Jungs die Schule praktisch in diesem morbid fettleibigen Stadium verließen und das war ziemlich entmutigend«, sagte Craig Johnston der neuseeländischen Sunday Star Times. »Das war so wie: ›Wartet mal, wir verlassen diesen Ort gerade und werden nochmal dicker und fetter, mit all den Komplikationen, die damit einhergehen.‹« Zu diesen »Komplikationen« können Krankheiten wie Diabetes, Herzerkrankungen oder Stoffwechselstörungen gehören.

Johnston testete die Diät zunächst an sich selbst, bevor er Schüler und Eltern über den Plan informierte. »Ich schaffte es und verlor 27 Kilos, es funktionierte also.« Seine Gesundheit verbesserte sich, er fing an, Sport zu treiben. Auch wenn nicht alle Schüler vom neuen, gesunden Essen begeistert waren, so sind inzwischen auch bei ihnen die ersten Verbesserungen sichtbar. Viele Jungen, deren Gewicht wöchentlich überwacht wird, haben Zentimeter an der Taille verloren und ihren Body-Mass-Index verbessert.

Die Schule vergibt Stipendien an Schüler aus ärmeren Familien aus. Dort lernen viele Pazifikinsulaner (38 Prozent) und Maoris (24 Prozent). Diese Bevölkerungsgruppen neigen laut WHO zum Übergewicht. Diese Tendenz hat laut einer Studie der Universität von Oxford aus dem Jahr 2014 ihren Ursprung in der Kolonialzeit, als die Menschen aus Inselstaaten wie Nauru, Mikronesien, den Cookinseln, Tonga, Kiribati, Fidschi oder Samoa ihre traditionellen Lebensmittel immer mehr mit importierten, verarbeiteten Lebensmitteln ersetzten.

Laut der WHO sind inzwischen in mindestens zehn pazifischen Inselstaaten über 50 Prozent und in manchen Fällen sogar über 90 Prozent der Bevölkerung übergewichtig. Diabetes ist deswegen in einigen der Staaten bereits zur Volkskrankheit geworden, auch Vitaminmangel ist vor allem bei Kindern und schwangeren Frauen ein Problem.

Es geht nicht darum, so Johnston, dass die Jungen weniger essen, sondern dass sie die richtige Menge erhalten würden und dabei Essen, das gesund sei - mit wenig Kohlenhydraten und Zucker und dafür viel Proteinen, Vitaminen und gesunden Fetten.

Die Kosten für Nahrungsmittel in der Schule sind seit der Umstellung zwar leicht angestiegen, doch die Schule konnte dies gut verkraften. »Wenn man Zucker und verarbeitete Lebensmittel wegnimmt und mit Vollwertnahrung und natürlichen Zutaten - in natürlichen Fetten gekocht - ersetzt, was kann da schon schiefgehen?«, sagt Kantinenchef Robert.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal