Patriotisches Geschäft
Zum dritten Mal hintereinander ist an dieser Stelle von einem zentralen Ort abendländischer Kultur - der Kneipe - die Rede; bzw. von dem wichtigsten Kulturgut an diesem Ort - dem Bier. Das ist kein Zufall. Nachdem wir in der Ausgabe vom 30. April das bayerische Reinheitsgebot für das Bier als geschäftstüchtige Erfindung bayerischer Bierbrauer entmystifiziert und eine Woche später auf den engen Zusammenhang zwischen Kneipen- und Theaterkultur verwiesen haben, blicken wir heute über den großen Teich in das große Amerika. Dort könnte Donald Trump - Nachfahre eines pfälzischen Emigranten - nächster Präsident werden. Trump will die USA wieder groß machen, indem er den Patriotismus beschwört - und ist doch gleichzeitig Vernichter dieses Gedankens, weil er das Land vom Rest der Welt isolieren will.
Wie vergeblich solche patriotischen Wallungen im Zeitalter der globalen Herrschaft des Kapitalismus sind, zeigt eine Meldung, die uns dieser Tage erreichte. Die Bier-Marke »Budweiser« - das seit 1876 gebraut wird und von dem Pilsner Bier inspiriert ist, das böhmische Einwanderer aus ihrer Heimat mitbrachten, wird ab dem 23. Mai bis zur Präsidentenwahl im November »America« heißen. Damit, so die Brauerei, wolle man an die patriotischen Gefühle der US-Amerikaner appellieren.
Trump wird das wahrscheinlich gefallen. Damit offenbart sich das ganze Elend dieses Nationalstolzes als das, was er im Kern schon immer war: ein Geschäft. »Budweiser« nämlich befindet sich bereits seit acht Jahren im Besitz eines belgischen Bier-Konzerns, und die Führungsriege am Firmensitz in St. Luis stammt derzeit aus Brasilien. jam Foto: photocase/RudolfS
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