Endlich wieder ein Torhüter

Thomas Greiss ist für das deutsche Eishockey bei der WM unersetzbar

  • Kristina Puck, St. Petersburg
  • Lesedauer: 3 Min.

Ohne einen herausragenden Tag von Torhüter Thomas Greiss wird es nicht gehen. Im Kampf um den Halbfinaleinzug bei der Eishockey-Weltmeisterschaft dürfte Gastgeber Russland die deutsche Defensive mächtig durcheinanderwirbeln. Um die geringe Chance am Donnerstag in Moskau zu nutzen, kommt es für die deutsche Nationalmannschaft besonders auf den Torwart an. »Der steht seinen Mann«, sagte der Präsident des Deutschen Eishockey Bundes, Franz Reindl. »Er spielt überragend. Er macht einen guten Eindruck.«

Traditionell ist die Torhüterposition für die Nationalmannschaft immens wichtig. Das deutsche Team war in entscheidenden Partien oft auf einen guten Torwart angewiesen. So war es auch bei der Heim-WM 2010, als Dennis Endras mit starken Paraden Deutschland sensationell bis ins Halbfinale führte. Damals war der Gegner Russland dann zu stark.

Mit Greiss ist die Torhüterposition in der Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm nun wieder stark besetzt. Seine Klasse hat der 30-Jährige in dieser Saison für die New York Islanders in der der nordamerikanischen Profiliga NHL eindrucksvoll unter Beweis gestellt. In St. Petersburg ebnete er den Weg ins Viertelfinale. »Er hat eine Riesenausstrahlung und gibt der Mannschaft Rückhalt«, schwärmte Reindl

Dabei hatte Sturm den Bayer für die WM zunächst gar nicht eingeplant. Sehnlich hatte er sich zwar die Zusage von Greiss gewünscht, doch der hielt so gut, dass er noch zu Beginn des Turniers mit den Islanders in den Playoffs der NHL spielte. Auch gegen eine Nachnominierung sprachen zunächst die Zeitverschiebung sowie die Umstellung auf die größere europäische Eisfläche.

Doch Greiss selbst wollte zur WM nachreisen. Seit seiner Ankunft in Russland steht er im deutschen Tor. »Thomas ist einer der besten Torhüter der Welt in der besten Liga der Welt«, sagte Timo Pielmeier, der seinen Stammplatz für Greiss abgeben musste.

In vier Partien kassierte Pielmeier 14 Gegentore. Greiss in seinen folgenden drei Spielen nur sechs. Im Vergleich zu den Topnationen stellte sich die deutsche Defensive insgesamt als Schwachpunkt heraus. Zum Vergleich: Russland musste in sieben Partien nur zehn Gegentore einstecken, Kanada acht und Finnland lediglich sechs.

Russlands Stärke liegt dazu in der Offensive. Der Torjäger Artemi Panarin von den Chicago Blackhawks und Stürmer Wadim Schipatschow dürften die deutsche Abwehr vor große Probleme stellen. Einen Patzer wie gegen Belarus darf sich Greiss jedoch nicht erlauben. »Ich wollte auch mal ein Tor schießen«, scherzte er, nachdem er sich den Puck nach einem Befreiungsschlag selbst ins Netz gelegt hatte. Sein kurioses Eigentor spielte damals keine Rolle. »Das kann jedem mal passieren«, beschwichtigte Sturm. Nur lieber nicht am Donnerstag gegen Russland. dpa/nd

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