Gysi hofft auf flotten Dreier

Einheitskandidat wäre »echte Alternative« / Grüne sind für Kretschmann »Mitte«

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Berlin. Gregor Gysi hat sich offen für einen gemeinsamen Kanzlerkandidaten von SPD, Grünen und LINKEN gezeigt. »Ich kann mir durchaus einen gemeinsamen Kandidaten vorstellen. Der böte eine echte Alternative«, sagte der frühere Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag dem RedaktionsNetzwerk. Zuvor müssten sich die drei Parteien, so Gysi, allerdings auf einige elementare gemeinsame Punkte verständigen. Er nannte die Haltung zu Waffenexporten, künftigen Kriegen, prekärer Beschäftigung, zur Rente und zu ökologischer Nachhaltigkeit. »Jeder kämpft für sich, aber in diesen Fragen wäre man sich schon einig«, meinte Gysi.

Die Bündnisfrage ist für Gysi nicht zuletzt eine Frage des Widerstands gegen die Rechtsaußen-Partei AfD. »Wenn wir die Union nicht in die Opposition schicken«, so Gysi in den Zeitungen, »werden wir auch die AfD nicht los.« Dem SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel warf der LINKE-Politiker vor, allenfalls eine Scheinkanzlerkandidatur anzustreben: »Wenn Sigmar Gabriel lediglich Stellvertreter von Angela Merkel bleiben will, sollte er es lieber sein lassen.«

Ausgerechnet einem der Spitzenleute der SPD, deren Namen im Zusammenhang mit einer Kanzlerkandidatur genannt werden, flattert allerdings soeben eine Kampfansage der LINKEN ins Haus. Die Publizistin Anke Domscheit-Berg werde bei der Bundestagswahl in Brandenburg im Wahlkreis 60 für die Partei kandidieren - dies ist der Wahlkreis auch von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Wie die Zeitungen des RedaktionsNetzwerks berichten, tritt die gelernte Betriebswirtin auf Wunsch der Parteispitze an, bleibt aber parteilos. Domscheit-Berg sieht ihre Kandidatur allerdings als persönliche Kampfansage an die AfD mit parlamentarischen Mitteln.

Als Teil einer linken Mitte sieht Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Grünen nicht. »Die Grünen verstehen sich zwar mehrheitlich als Partei der linken Mitte«, sagte er der »Welt am Sonntag«. »Aber ich bin jemand, der sie ganz in die Mitte ziehen will.« Die Grünen müssten eine »Orientierungspartei« sein. »Das heißt, wir müssen immer das Ganze in den Blick nehmen und in der Balance halten, statt immer nur Teile der Gesellschaft zu vertreten.«Bei der Inneren Sicherheit etwa hätten sich viele Grüne darauf beschränkt, als Verfechter der Bürgerrechte aufzutreten. »Die Sicherheitsfragen haben sie anderen Parteien überlassen.« nd/Agenturen

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