Griechenlands Teufelskreis

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Viel gebracht hat der erste Schuldenschnitt im Februar 2012 nicht. Denn zeitgleich brach die griechische Wirtschaftsleistung um 7,3 Prozent ein. Im Jahr zuvor waren es bereits 9,1 Prozent gewesen. Alles in allem schrumpfte die Wirtschaft seit Ausbruch der Krise um mehr als ein Viertel. Und die Staatsverschuldung eines Landes wird üblicherweise im Verhältnis zu seinem Bruttoinlandsprodukt (BIP) gemessen. So steigt die Verschuldungsquote auch, wenn ein Staat zwar keine Schulden macht, dafür aber seine Wirtschaft abwürgt.

Folglich konnte durch den ersten Schnitt Athens Schuldenquote kurzzeitig gesenkt werden, doch stieg sie bald wieder an - auf mittlerweile 177 Prozent des BIP. Damit hat unter den entwickelten Industriestaaten lediglich Japan eine höhere Schuldenlast. Das Problem ist nämlich, dass Athen im Gegenzug zu den Krediten, die es von seinen internationalen Gläubigern erhalten hat, harte Sparauflagen und Sozialreformen wie die Absenkung des Mindestlohnes durchsetzen musste. Dies drosselte die Wirtschaft und noch immer ist ein Viertel aller Griechen arbeitslos.

Dadurch führten die Sparauflagen auch über einen zweiten - noch direkteren Weg - zur Verschärfung der griechischen Schuldenkrise. Denn der Einbruch der Wirtschaftsleistung und der Anstieg der Arbeitslosigkeit führten zu sinkenden Steuereinnahmen. So musste Athen trotz der Sparmaßnahmen immer wieder neue Schulden aufnehmen, um seine laufenden Kosten decken zu können. Im Jahr 2013 etwa betrug das Haushaltsloch 13 Prozent der Wirtschaftsleistung. Auf über 300 Milliarden Euro ist der griechische Schuldenberg dadurch angestiegen. Und auf diese Verpflichtungen müssen Zinsen gezahlt werden. So erzielte Athen vergangenes Jahr zwar einen Primärüberschuss, doch nach den Zinszahlungen blieb laut der EU-Statistikbehörde Eurostat davon ein Defizit in Höhe von 7,2 Prozent des BIP übrig. Griechenland bleibt also in seinem Teufelskreis gefangen. spo

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