Frankreich im Protest: Auch AKWs bestreikt
Kollegen in 16 von 19 Meilern votieren für Ausstand / Kampf gegen Arbeitsmarktreform geht weiter / Blockierte Raffinerien: Regierung muss auf Treibstoffreserven zurückgreifen
Berlin. Frankreichs Beschäftigte geben nicht auf bei ihren Protesten gegen die umstrittene Reform der Arbeitsgesetze. Seit Mittwoch sind die Belegschaften mehrerer Atomkraftwerke im Streik. Zuvor hatten die Kollegen von 16 der 19 AKWs des Landes für einen Ausstand am Donnerstag gestimmt. Ein Sprecher der Gewerkschaft CGT Energie sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Belegschaft habe in allen Meilern, in denen CGT die Mehrheit habe, für den Streik votiert. Demnach sind bereits die Kraftwerke von Cordemais, Gardanne und Porcheville im Streik. Ob der Streik zu einer Verringerung der Stromproduktion führt, hängt laut CGT-Vertretern von den Sicherheitsanforderungen, der Zahl der Streikenden und der Produktionsphase ab, in der gestreikt werde.
Neben der im Energiesektor führenden Gewerkschaft CGT hat auch die rivalisierende Gewerkschaft FO ihre Mitglieder im Energiesektor aufgerufen, noch nachdrücklicher bei dem Aktionstag gegen die Arbeitsrechtsreform am Donnerstag ihren Unmut kundzutun. Aus Protest gegen die Reform blockieren Aktivisten schon seit Tagen Erdölraffinerien und Treibstoffdepots und streiken in den Anlagen. Sechs der acht Raffinerien des Landes stehen wegen der Proteste still oder arbeiten nur mit verminderter Leistung. Das führte zu derartigen Engpässen, dass die Regierung auf die strategischen Treibstoffreserven zurückgreifen musste.
Trotz der wochenlangen Proteste gibt sich die sozialdemokratische Regierung aber starrsinnig - und will entschlossen an der Reform festhalten. Die seit Monaten umstrittene Reform soll das Arbeitsrecht »flexibler« machen - die Kritiker fürchten dagegen um Rechte der Beschäftigten. Am Donnerstag streiken auch Fluglotsen, am Flughafen Paris-Orly wurden 15 Prozent der Flüge gestrichen. Störungen sind auch im Bahnverkehr zu erwarten, jeder fünfte TGV-Schnellzug soll ausfallen. Agenturen/nd
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.