Ulrich Schneider wird: Parteilich

PERSONALIE

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.

Es sorgte für einiges Hallo, als bekannt wurde, dass Ulrich Schneider zwar als Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes auf dem Parteitag vor zwei Wochen in Magdeburg sprach, aber kurz zuvor auch Mitglied der LINKEN geworden war. Die Information verschaffte den Delegierten sicher ein zusätzliches Gefühl der Zusammengehörigkeit. Steht Schneider doch seit jeher - und seit 1999 in seiner jetzigen Funktion - wie die Partei auch für kompromisslosen Widerstand gegen die »Segnungen« des neoliberalen Umbaus. Hier war offenkundig zusammengewachsen, was zusammengehört.

Doch genau das sorgt nun für Missfallen, nicht zuletzt in Schneiders Verband selbst. Barbara John etwa, Vizevorsitzende und CDU-Politikerin, meinte verschnupft, ein Hauptgeschäftsführer könne »privat in welche Partei auch immer gehen. Aber er kann nicht einen ganzen Verband für seine politischen Vorlieben vereinnahmen.« John spricht von Schneiders Rede als einem »unmöglichen Vorgang«. Sie zielt auf seinen Satz, der Paritätische stehe zum Ziel einer Umverteilung des Reichtums in Deutschland an der Seite der Linkspartei. Dieser Satz bietet nun Gelegenheit für den Vorwurf einer parteipolitischen Vereinnahmung des Verbandes.

Auch Sozialdemokraten und Grüne zeigten sich verschnupft. SPD-Generalsekretärin Katarina Barley dozierte, der Paritätische sei »mit der Kombination aus Parteinahme für Benachteiligte bei gleichzeitiger parteipolitischer Neutralität in der Vergangenheit sehr gut gefahren«. Dass da ein Unterschied ist zwischen den sozialen Verkündigungen der SPD und gleichlautenden sozialen Anliegen, die Verbände vertreten, mag Schneider veranlasst haben, bei der LINKEN statt der SPD einzutreten. Die Partei habe als Interessenvertreterin der kleinen Leute noch »nie gewackelt«, sagte er in Magdeburg. Für den 58-jährigen promovierten Erziehungswissenschaftler ist Neutralität offenbar nicht erstes Mittel zur Durchsetzung der Interessen seiner Klientel. Dass sie es sein könnte, ist der nicht wirklich einleuchtende Konsens seiner Kritiker.

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