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Arbeitszeit: Lob der Faulheit
Felix Sassmannshausen wünscht sich eine Ode auf das Nichtstun
Kaum ist die neue rechte Regierung unter Friedrich Merz – Pardon: Mitte-Regierung (da gibt es ja noch die Junior-Koalitionspartnerin SPD) – im Amt, streitet man sich mal wieder darüber, ob in Deutschland zu wenig gearbeitet wird. Von rechts stimmt man in die Wehklage der Unternehmen über Personalmangel ein, moniert faule Beschäftigte und fordert mehr Überstunden, weniger Feiertage und ohnehin eine Verlängerung der Arbeitszeit.
Von links mokiert man sich und betont, dass die Flexibilisierung der Arbeit schon jetzt viel zu weit vorangeschritten ist. Es sei respektlos, die Beschäftigten als faul zu bezeichnen – sie seien schließlich am Limit, heißt es, und nirgends werde so viel geschuftet wie in Deutschland. Außerdem sei produktiver, wer erholt ist, weniger Stress und mehr Freizeit hat.
So diskutiert man hierzulande in aller Regelmäßigkeit darüber, welche Maßnahmen geeignet sind, um … ja, um was eigentlich? Um die Volkswirtschaft am Laufen zu halten. Würde es nicht inmitten all der monotonen Gürtel-enger-schnallen-Parolen für eine viel interessantere Debatte sorgen, wenn man – statt die Beschäftigten gegen den Vorwurf der Faulheit zu verteidigen – ein Lob des Nichtstuns anstimmte? Vielleicht erklingt in der Ode dann auch das Undenkbare: dass die Wirtschaft nicht das Maß aller Dinge ist.
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