Neue Berliner Bescheidenheit

Meine Sicht: Nicolas Šustr 
über große Shows mit bescheidenem Inhalt

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 1 Min.

»Großartig, fantastisch, rattenscharf«, so antwortete der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Samstag auf die Frage, wie er denn das Neubau- und Sanierungsprojekt des landeseigenen Wohnungsunternehmens HOWOGE so finde. Gefragt hatte ihn der bekannte Radiomoderator Volker Wieprecht, der bei diesem Standort des von allen städtischen Wohnungsgesellschaften ausgerufenen »Tages der Neubauten« durch das Programm führte. In Gropiusstadt empfing Ingo Hoppe, ebenfalls Radiomoderator, den Regierenden.

Der Wahlkampf hat begonnen, und es gilt, das Wenige, was der Senat an Lösungen für Wohnungsnot und Mietpreisexplosion vorzuweisen hat, möglichst opulent erscheinen zu lassen. Rund 100 Wohnungsbauprojekte laufen gerade bei den Landeseigenen, das ist nicht so wenig, angesichts des Bedarfs aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Vor allem, weil in den vergangenen anderthalb Jahren auch noch Zehntausende Sozialwohnungen aus der Bindung gefallen sind.

Bei anstehenden Entwicklungsprojekten wie der Elisabeth-Aue in Pankow will Bausenator Andreas Geisel (SPD) sich ein Vorbild an München nehmen und auch an Wohnungsbaugenossenschaften günstig Grundstücke abgeben. Dabei sind es eher die neuen »optimierten Grundrisse« bei Wohnungen, die so fatal an München erinnern. Dort leben schon lange ganze Familien in winzigen Wohnklos. Das wird also die neue Berliner Bescheidenheit.

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