Mit Gold im Gepäck nach Rio

Der 19-jährige Chemnitzer Max Heß überrascht in Amsterdam und wird Europameister im Dreisprung

  • Ralf Jarkowski, Amsterdam
  • Lesedauer: 3 Min.
Hopp, Step, Jump - Gold. Vor einem Monat hat Teenager Max Heß sein Abi gemacht. Und vier Tage vor seinem 20. Geburtstag wird der Junge Dreisprung-Europameister. Ein ganz wirkliches Wunder.

Es war schon nach Mitternacht, da schnappte sich die blonde Moderatorin noch einmal das Mikrofon und hüpfte auf die Bühne. »Hallo, wir haben da noch ein kleines Dessert für Sie«, rief sie den Gästen auf der EM-Party in Amsterdam augenzwinkernd zu. Der »Nachtisch« trabte von links heran, schüchtern stellte sich Max Heß zum Interview. So viele Blicke, und alle auf ihn - damit muss der Teenager künftig wohl leben. Eigentlich sollte der neue Dreisprung- Europameister im Hauptprogramm präsentiert werden, doch der Goldjunge aus Chemnitz konnte nicht. Er saß eine geschlagene Stunde bei der Dopingkontrolle.

Mit der persönlichen Bestleistung von 17,20 Metern hatte der Youngster die gesamte Konkurrenz geschockt. Ein gültiger Versuch reichte - dann war eine Sensation der Leichtathletik-Europameisterschaften perfekt. Vier Tage vor seinem 20. Geburtstag hat Max Heß etwas geschafft, wovon andere Sportler ihr ganzes Leben lang träumen. Der junge Heß lebt und liebt seinen Sport, Dreisprung ist seine Passion. »Was man liebt, macht man mit Hingabe und Leidenschaft«, sagte er in der Nacht nach seinem Coup der Deutschen Presse-Agentur. Das Feierabendbier hatte er sich verdient.

DLV-Präsident Clemens Prokop eilte als erster Gratulant auf Heß zu. »Ist das nicht ein Traum?«, fragte der ehemalige Weitspringer Europas neuen Dreisprung-König. »Heute noch ja, aber morgen werde ich es vielleicht begreifen«, sagte der Teenager schüchtern.

Noch an der Sprunganlage im Olympiastadion hatte ihn sein Heimtrainer Harry Marusch in die Arme genommen. Der Coach hat Heß in vier Jahren von einem durchschnittlichen Weitspringer zu einem erstklassigen Dreispringer gemacht. Das wird ihm sein Musterschüler nie vergessen.

»Da steckt eine ganz große Arbeit von ihm dahinter«, lobte er seinen Coach, der beim LAC Erdgas Chemnitz auch eine andere Dreisprung- Hoffnung trainiert: Kristin Gierisch. »Fifty-fifty«, antwortete Heß auf die Frage, wie viel von der Goldmedaille denn nun seinem Trainer gehört.

Marusch traut seinem Schützling alles zu, auf jeden Fall die 17,50 Meter. Schon in der diesjährigen Hallensaison ließ Heß aufhorchen: Deutscher Meister in Leipzig, bei der WM in Portland/Oregon holte sich der freche Debütant mit 17,14 Metern die Silbermedaille. In Kassel wurde er Mitte Juni zum ersten Mal deutscher Freiluft-Meister.

Vor einem Monat hat Max Heß sein Abitur gemacht, mit einem Durchschnitt von 2,3. Nun ist der Teenager Europameister, und Mitte August will er bei den Olympischen Spielen auch die etablierten Dreispringer ein bisschen ärgern. »Das ist auf jeden Fall ein Ziel, ins Finale zu kommen, unter die ersten Acht«, meinte er in der Party-Nacht selbstbewusst.

Denn der Spaßspringer hat noch lange nicht fertig. »Im Dreisprung hat man es selber in der Hand, dreimal möglichst weit zu fliegen«, erklärt er seine Passion. »Und das ist eines der besten Gefühle, die man sich vorstellen kann.« dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal