Der Vertrag funktioniert
Roland Etzel zum Jahrestag des Iran-Atomabkommens
Die Besorgnisse nach dem Atomabkommen mit Iran waren gewaltig, die tatsächlichen wie die vorgeschobenen. Israels Premier Netanjahu und der ultrarechte Flügel der US-Republikaner buhlten um Rückhalt für einen »Präventivschlag« gegen Teheran, um dessen Atombombe quasi in letzter Minute zu verhindern. Das Echo war so negativ, dass diese Kampagne schon nach wenigen Wochen verendete.
Normalität zog ein in einer Weise, wie es nach zehnjähriger hitziger Debatte kaum zu erwarten war. Das Abkommen funktioniert. Die Inspektoren der Atomenergie-Behörde hörte man selten gelassener darüber reden. Wenn heute die unerfüllten Hoffnungen Irans auf wirtschaftliche Prosperität im Mittelpunkt der Debatte um den Vertrag vom Juli 2015 stehen, mag das für Teheran enttäuschend sein. Mit Blick auf eine abgewendete Kriegsgefahr ist es aber eigentlich eine gute Nachricht.
Trotzdem wird Irans Präsident Ruhani als einer der Väter des Abkommens von diesem abrücken wollen. Er hatte im Gegensatz zu seinem Vorgänger erkannt, dass es, um sein Land aus der Isolation zu holen, ein offenes Fenster gibt; eines, das sich mit dem Ende von Präsident Obamas Amtszeit schließen könnte. Der Vertrag ist vor allem das Verdienst dieser beiden. Auch ihre Nachfolger werden schwerlich dahinter zurück können.
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