Friedhöfe sind häufiger Ziel von Plünderern

Sachsen: Schadenssumme binnen Jahresfrist verdoppelt

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Dresden. Es verschwinden Abendmahlskelche, Computer oder Kollekten: Einbrüche in Kirchen oder Gemeinde- und Pfarrhäuser beunruhigen die Landeskirche. Auch Friedhöfe werden oft geplündert. Laut Landeskriminalamt sind Vandalismus und Diebstahl auf Friedhöfen in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Allein 2014 wurden landesweit 270 Fälle registriert, 64 mehr als im Jahr zuvor. Der entstandene Schaden stieg von 56 000 Euro auf 129 000 Euro.

Wachdienste und Polizei sollen in Leipzig deshalb auch auf den Friedhöfen in der Nacht für Sicherheit sorgen. Die vielen Buntmetalldiebstähle hätten sensibilisiert, berichtet Volker Mewes vom Amt für Stadtgrün. Im vergangenen Jahr etwa seien in vier Fällen Dachrinnen und Fallrohre von Friedhofsgebäuden sowie Abdeckungen von Wandgrabstätten aus Kupfer gestohlen worden. Auch denkmalgeschützte, historische Grabstätten würden nicht verschont. In diesem Jahr wurde unter anderem die Grabstätte des Turnverbandes und ein Denkmal beschädigt worden. Gestohlen würden auch Blumen oder kleinere Grabdekorationen. »Das beschäftigt alle Friedhöfe schon seit Jahrzehnten«, sagte Mewes.

Auf dem Städtischen Friedhof in Chemnitz wurden 2015 von einer Urnenwand 26 fest verankerte Kupferurnen samt Inhalt herausgebrochen und mitgenommen. Und auf dem Heidefriedhof in Dresden wurden laut Stadtverwaltung Grababdeckungen und Buchstaben aus Kupfer gestohlen. Auf dem Friedhof Dölzschen verschwanden Kupferdachrinnen.

Die evangelische Landeskirche registrierte 2014 auf ihren Friedhöfen 30 Straftaten mit einem Schaden von mehr als 75 000 Euro - etwa Graffiti an Friedhofsmauern, aus der Verankerung gerissene Laternen, verwüstete Gräber, umgeworfene Grabsteine, gestohlene Pflanzschalen.

Der Sprecher des Landeskirchenamtes der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Matthias Oelke, sagte, er habe den Eindruck, dass auch die Zahl der Einbrüche in Kirchen zugenommen habe. Er vermutet einen Zusammenhang mit dem Anstieg bei Wohnungseinbrüchen. »Das verläuft offensichtlich parallel.« Allein Anfang vergangenen Monats habe er von sieben Einbrüchen binnen einer Woche gehört - so unter anderem in Leipzig, Dresden, Crimmitschau und Plauen.

Von September 2013 bis Ende August 2014 wurden laut Landeskirchenamt 111 Straftaten in Einrichtungen der Landeskirche gemeldet. Dabei wurde ein Schaden von mehr als 147 000 Euro verursacht. Die Zahlen für 2015 liegen erst im Herbst vor.

Auch während des Leipziger Katholikentages Ende Mai schlugen unbekannte Täter zu. Sie entwendeten aus dem Tresor der Kanzlei der Paul-Gerhardt-Kirche in Connewitz einen »mittleren vierstelligen Bargeldbetrag«, wie es hieß. Tage später hebelten Unbekannte im Norden Leipzigs eine Kirchentür auf und nahmen das Geld aus zwei Kollekten-Kästen mit. Wie hoch die Beute war, ist nicht bekannt. Der Sachschaden beläuft sich auf etwa 1000 Euro.

Die Kirchen des katholischen Bistums Dresden-Meißen würden jährlich etwa zehn Mal von Einbrechern heimgesucht, berichtete Bistums-Sprecherin Elisabeth Meuser. Oft gehe es dabei etwa um Regenrinnen und Fallrohre aus Kupfer. Gelegentlich hätten es die Diebe aber auch auf Monstranzen oder Abendmahlskelche abgesehen. »Die denken vermutlich, es ist Gold. Aber es ist ja meist nur vergoldetes Silber oder Messing.« Der Schaden sei dennoch oft beträchtlich. In der Kirche in Colditz etwa sei unlängst Kirchengerät im Wert von etwa 10 000 Euro gestohlen worden. dpa/nd

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