Das letzte Mittel: SEK

Die Einsätze im Bereich Islamismus nehmen zu - Würzburg war nur der Anfang

  • Lesedauer: 2 Min.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) war zufrieden, dass zur Zeit, an dem der Anschlag nahe Würzburg passierte, Angehörige eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) in der Gegend waren. Sonst hätte die Attacke noch schlimmere Ausmaße annehmen können.

Seitdem die Grenzschutzgruppe 9 im Jahr 1977 in Somalia Geiseln aus einer Lufthansa-Boeing befreien konnte, geistern wahre (und unwahre) Wunderdinge über derartige Einheiten herum. Die GSG 9 gibt es noch immer als Elite der Bundespolizei. Im Dezember vergangenen Jahres erklärte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), man habe die Terroranschläge in Frankreich, Belgien und Dänemark analysiert und da auch die Gefahrenlage in Deutschland »auf absehbare Zeit« hoch bleiben werde, habe man bereits im Sommer 2015 begonnen, zusätzlich normale Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten zu BFE+ zu qualifizieren. Man kann über den Wert der 250-Mann-Truppe, die an fünf Orten kaserniert ist, streiten.

Doch eigentlich ist Polizeiarbeit Ländersache. Bundesweit gibt es 23 eigenständige Spezialeinsatzkommandos. Sechs leistet sich Nordrhein-Westfalen, jeweils zwei bieten Bayern und Hessen auf. Während die Elitepolizisten in neun Ländern dem jeweiligen Landeskriminalamt angehören, sind sie in fünf Ländern den Polizeipräsidien und in zwei Fällen der Bereitschaftspolizei zugeordnet.

SEK werden vor allem bei komplexen Situationen, bei Amok- und Bedrohungslagen, Geiselnahmen, Entführungen oder zur Abwehr mutmaßlich terroristischer Attacken gerufen. Doch auch bei Demonstrationen, die nach Behördenansicht aus dem Ruder laufen, setzt man SEK ein. Über Anzahl und Ausrüstung solcher Einheiten schweigen sich die zuständigen Ministerien aus. Sicher ist jedoch, dass die einzelnen Beamten oft besser ausgestattet und trainiert sind als Infanteristen der Bundeswehr, die in einen Kampfeinsatz geschickt werden.

Neben den Spezialeinsatzkommandos verfügen die Länder über sogenannte Mobile Einsatzkommandos, kurz MEK. Die operieren verdeckt, in zivilem Outfit und sind so ziemlich das Geheimste, was Polizei in Deutschland vor allem gegen die Organisierte Kriminalität aufzubieten hat. Demnächst wird man die Beamten auch verstärkt bei der Überwachung von islamistischen Gewalttätern einsetzen - wenn man welche erkannt hat. Laut Bundeskriminalamt betrifft das im Bereich des islamistischen Terrorismus derzeit 509 Gefährder und 362 nicht näher bezeichnete relevante Personen. hei

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