Zuckerberg zugedrohnt

Facebook will in entlegene Gegenden Internet bringen

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.

Facebook will das Internet verändern. Und hat dabei einen neuen Meilenstein erreicht, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Denn da wurden erste Ergebnisse des Testflugs mit der Drohne Aquila bekanntgegeben. Das Fluggerät mit Solarantrieb soll in Zukunft monatelang in der Luft bleiben und entlegene Gegenden mit Breitbandinternet versorgen. Wirtschaftliche Entwicklung und neue Märkte für Facebook, Google und Co. sollen daraus entstehen.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg war Zeuge von Start und Landung, die Ende Juni an der Grenze zwischen den US-Bundesstaaten Arizona und Kalifornien durchgeführt wurden. Aquila blieb dabei 96 Minuten in der Luft, dreimal länger als geplant. Die Drohne ähnelt äußerlich dem Schweizer Solarflugzeug Solar Impulse 2, das kurz vor Abschluss seiner Weltumrundung steht. Das Wetter und eine Erkrankung von Initiator und Pilot Bertrand Piccard hatten die Abschlussetappe von Kairo nach Abu Dhabi zuletzt verzögert.

Die Aquila hat die Spannweite einer Boeing 737, wiegt aber nur so viel wie das Toyota-Stromauto Prius. Einmal in der Luft, wird sie durch Solarstrom angetrieben und verbraucht rund 5000 Watt, also so viel wie drei Haartrockner. Bei einer geplanten Flughöhe von 27 400 Metern soll die Drohne in der Lage sein, drei Monate lang in einem Umkreis von 96 Kilometern drahtloses Internet zur Verfügung zur stellen.

Laut Facebook haben 60 Prozent der Erdbevölkerung - vier Milliarden Menschen - keinen Zugang zum Internet. »Ein Internetzugang kann das Leben verändern«, meint Jay Parikh, bei Facebook für Infrastrukturprojekte zuständig. »Milliarden Menschen erhalten durch neue Technologien wie Aquila eine Stimme und neue Möglichkeiten. Und das schneller und kosteneffizienter, als es jemals zuvor möglich war.«

Noch steht aber viel Arbeit an. Bislang konnte ein solarangetriebenes Fluggerät maximal zwei Wochen in der Luft bleiben. Auch im Hinblick auf den Internetempfang, den Turmkonstruktionen möglich machen sollen, müsse mit Providern, Regierungen und anderen zusammengearbeitet werden, so Parikh.

Auch andere Technologiefirmen arbeiten an einer Verbreitung des Internets. »Ich hoffe, die Technologien sind erfolgreich genug, um diesem Ziel zumindest einen großen Schritt näher zu kommen«, sagt Luftfahrtprofessorin Kerri Cahoy vom Massachusetts Institute of Technology (MIT). Das Militär und die Weltraumbehörde NASA arbeiteten ebenfalls an Drohnen, die das Internet verbreiten sollen. Google-Mutterkonzern Alphabet konzipiert Ballons, die über dem Luftraum von Flugzeugen schweben und von dort aus Internet auf der Erde ermöglichen sollen. Das Jungunternehmen OneWeb aus dem US-Bundesstaat Virginia will gemeinsam mit Airbus Satelliten entwickeln, über die das Internet in entlegene Regionen gebracht werden kann. Elon Musk, Chef des Raumfahrtunternehmens SpaceX, hält Satelliten ebenfalls für geeignet.

All diese Unternehmen wollen die technischen Hürden nehmen. Doch sie müssen auch herausfinden, welche Möglichkeiten am wirtschaftlichsten sind. »Wenn sich Kommunikationsnetzwerke oberhalb der Erdoberfläche befinden, sind sie nicht so effizient«, meint Andrea Goldsmith, Telekomexpertin von der Universität Stanford. »Daher sind die drahtlosen Kommunikationssysteme, die wir nutzen, ja auch meist auf dem Boden verankert.« Sie meint aber auch, es sei interessant zu sehen, ob Facebook, Google oder andere eine erfolgreiche Infrastruktur in der Luft entwickeln können.

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