Kreative wollen mehr

Masterplan soll Ateliersterben in Berlin stoppen

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 2 Min.

2000 neue und bezahlbare Ateliers sollen bis 2020 für Künstler und Kreative geschaffen werden. Das ist das ambitionierte Ziel des Masterplans »Art Studios 2020«, der am gestrigen Dienstag vom Berliner Atelierbeauftragten Florian Schmidt der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Die Gespräche dazu mit dem Senat sollen nach den Abgeordnetenhauswahlen im September beginnen, erklärte Schmidt.

Der Bedarf an bezahlbaren Arbeitsstätten für Bildende Künstler sei in der Hauptstadt so groß wie noch nie zuvor. Insbesondere im Innenstadtbereich verdränge die Mietpreisentwicklung Kreative und sorge dafür, dass ein Atelierbezug über den freien Markt für die wenigsten noch erschwinglich sei. Schätzungen des Berliner Berufsverbands Bildender Künstler (BBK) gehen davon aus, dass jährlich rund 300 Ateliers auf dem freien Markt verloren gehen. Bestehende Kulturzentren, in denen Künstler zu günstigen Mieten Ateliers betreiben können, müssen zunehmend schließen. Zwischen Mitte 2014 und 2015 wurden insgesamt fünf Standorte dicht gemacht. 150 Künstler verloren ihre Arbeitsräume.

Ein aktuelles Beispiel ist das Kunsthaus Post Ost in der Palisadenstraße 89 in Friedrichshain, in dessen Räumen der Masterplan vorgestellt wurde. Die hier tätigen Kreativen wurden gekündigt und müssen Ende August ausziehen. Der Eigentümer will die ehemalige Geschäftsstelle der Deutschen Telekom sanieren und in Büroflächen für Start-Ups ausbauen. »Die heutige Pressekonferenz ist die letzte öffentliche Veranstaltung in diesem Atelierhaus. Es ist ein trauriger Anlass«, sagt Alexander Callsen. Er ist Künstler und engagiert sich in der Initiative »Allianz bedrohter Berliner Atelierhäuser«(AbBA), die den Masterplan unterstützt.

Der Berliner Senat ist sich des Problems des Ateliersterbens durchaus bewusst. Im aktuellen Haushalt wurde die Summe für die Arbeitsraumförderung für alle Sparten der Kunstszene erhöht. 870 Ateliers und Atelierwohnungen können damit subventioniert und Künstlern kostengünstig zur Verfügung gestellt werden. Doch das reiche bei Weitem nicht aus, kritisiert Schmidt. Auch die im Masterplan geforderten 2000 neue Ateliers könnten nur ein Anfang sein. Der tatsächliche Bedarf für die Berliner Künstlerszene liege bei gut 7000 neuen Ateliers.

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