Luxus-Wohnen für Studenten

Studentenwerk hat 1830 Bewerber auf der Warteliste / Landeseigene Gesellschaften versprechen mehr Plätze

  • Anja Sokolow
  • Lesedauer: 3 Min.

Schmuddelige Gemeinschaftsküchen und abgewetzte Möbel waren gestern - in Berlin werden Studentenwohnheime immer luxuriöser. Nicht nur das Studentenwerk saniert seinen Bestand. Auch private Investoren sorgen für neue Wohnungen. Das Angebot an Wohnraum wächst auch dank erster kommunaler Unternehmen. Die Investitionen sind Teil eines Plans, demzufolge in den kommenden Jahren Wohnungen für 5000 Studenten geschaffen werden sollen. Nur auf eines müssen sie dabei weiterhin verzichten: viel Platz.

400 Apartments hat der private Anbieter Campus Viva in der Jülicher Straße in Gesundbrunnen gebaut. Eine voll möblierte, rund 20 Quadratmeter große Wohnung kostet hier 370 Euro kalt. Zur Anlage gehören auch Gemeinschaftsflächen mit freiem W-LAN, ein Fitnessraum, ein Kicker-Raum, ein Waschcenter, ein Lernraum, eine Gartenterrasse mit Liegewiese sowie eine Dachterrasse. Wer ihn braucht, kann einen Tiefgaragenstellplatz für 50 Euro im Monat mieten.

Auch in Treptow-Köpenick sind Wohnungen zu ähnlichen Preisen entstanden. Der Investor Grundstein Development GmbH feiert am heutigen Mittwoch ein Übergabefest für die Wohnanlage »Medienfenster Adlershof« mit 153 Appartements. Die voll möblierten Wohnungen sind den Angaben zufolge auf die Bedürfnisse von Studenten und Wissenschaftlern abgestimmt. »Wohlfühlen auf kleinem Raum« lautet hier das Motto. Ein 24 Quadratmeter Zimmer ist hier für 450 Euro kalt zu haben.

Mit 16 Quadratmetern müssen sich Studenten begnügen, die ein Appartement von Berlinovo in Lichtenberg beziehen wollen. »Mut zu Micro« lautet hier das Konzept für voll funktionsfähige Einzelapartments, in denen alles Nötige für Wohnen, Schlafen, Essen und Sanitär untergebracht ist - für voraussichtlich 315 Euro brutto warm.

Berlinovo gehört zu den ersten landeseigenen Gesellschaften, die den Plan umsetzen, mehrere tausend Studentenwohnungen zu schaffen. Der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte bereits 2013 mehr Wohnraum für Studenten versprochen. Der ist noch immer dringend nötig. Beim Studentenwerk stehen derzeit laut einer Mitarbeiterin 1830 Bewerber auf der Warteliste, die zum Oktober ein Zimmer suchen. Das Studentenwerk hat rund 9500 Wohnheimplätze.

Die landeseigene Degewo hat in Adlershof 31 Wohnungen im Quartier »Wohnen am Campus« errichtet. Deren Mietpreise - die Nettokaltmiete liegt bei 6,50 Euro pro Quadratmeter - sind laut Sprecher Lutz Ackermann auf das Budget von Studenten zugeschnitten. Laut Ackermann plant das Unternehmen ab dem zweiten Quartal 2017 Wohnungen für 126 Studenten in Marzahn.

Die kommunale Gewobag will laut Sprecherin Gabriele Mittag Ende des Jahres mit Bauarbeiten in Wedding starten. In zwei Objekten sollen Wohnungen für mehr als 120 Studenten entstehen. Die Baugenehmigungen seien aber noch nicht erteilt worden, sagte Mittag. Voraussichtlich Anfang 2017 will die ebenfalls landeseigene Gesobau 141 Plätze in Mitte schaffen.

In Modulbauweise ist das Studentendorf Eba 51 in der Nähe des Plänterwalds entstanden. Hier sollten zunächst ausgediente Schiffscontainer bewohnbar gemacht werden. Doch die Umbauten hätten sich als zu aufwendig erwiesen, sagte Geschäftsführer Jörg Duske. Daher sei das Unternehmen auf neue Container umgestiegen, die inzwischen fast alle vermietet seien. Die Container seien von einer Innenarchitektin individuell gestaltetet und sehr begehrt. Duske sagt: »Wir brauchen keine Werbung.« dpa

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