Leicht erhöhte Muslimfeindlichkeit
Im Bundesvergleich gibt es in der Stadt jedoch die geringsten antiislamischen Einstellungen
»Durch die vielen Muslime fühle ich mich manchmal wie ein Fremder im eigenen Land.« Dieser Aussage konnten 2014 35 Prozent aller Befragten zustimmen. 2010 und 2011 waren es noch 27 Prozent. »Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden.« Das hielten 25 Prozent für richtig, in der Untersuchung drei Jahre zuvor waren es noch 17 Prozent.
Die Muslimfeindlichkeit in Berlin ist leicht gestiegen, urteilt der Mediendienst Integration am Donnerstag aufgrund dieser Ergebnisse. Der Verein hatte die Soziologin Daniela Krause beauftragt, zwei Studien zu Muslimfeindlichkeit auszuwerten, die das Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld erhoben hatte - in einer Langzeitstudie von 2003 bis 2011 und in einer Studie von 2014.
Mit Hinblick auf die Landtagswahlen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern wollte der Mediendienst herausfinden, wie diese Länder sich vom Bundesdurchschnitt unterscheiden. Das Ergebnis: In Berlin gibt es im Vergleich die geringste Muslimfeindlichkeit. Allerdings ist die Tendenz steigend, im Bundesdurchschnitt sinkt sie. Bemerkenswert ist außerdem, dass Frauen in der Hauptstadt stärker feindselige Einstellungen zeigen als Männer - in allen anderen Ländern ist der Unterschied nicht so signifikant. Warum das so sei, ließe sich anhand der Daten nicht erklären. Zudem variieren die Einstellungen nach Alter: Die vergleichsweise positive Bilanz habe Berlin den jungen Menschen zu verdanken, bei den über 60-Jährigen ähnelten sich die Einstellungen im bundesweiten Vergleich.
Als Grund vermutet die Autorin, dass Berlin eine hohe Mobilität aufweise und die Lebensräume hier heterogener zusammengesetzt seien als in ländlicheren Gebieten. Auch das durchschnittlich höhere Bildungsniveau der Einwohner zieht sie heran.
Für die Studien waren bundesweit 25 000 Personen befragt worden, sodass sie für die Gesamtbevölkerung repräsentativ sind. Die Zahlen der zweiten Studie sind allerdings nur bedingt mit denen der Ersten vergleichbar, da hier nur ein Jahr statt zwei Jahre untersucht wurde. Die Ergebnisse für Berlin seien deshalb lediglich als Tendenz zu verstehen, für eine repräsentative Erhebung brauche es eine gesonderte Studie.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.