Banken warnen vor Immobilienblase

Steigende Mieten sind auch für Finanzmärkte riskant

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 2 Min.

Deutschland baut. Wie das Statistische Bundesamt vergangene Woche mitteilte, wurden im ersten Halbjahr über 30 Prozent mehr Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt als in den ersten sechs Monaten 2015. Das entspricht real nur 42 700 Wohnungen, jedoch wurden so viele Genehmigungen erteilt wie seit 2000 nicht. Trotz steigender Zahl von Neubauten sind Wohnraum und teils Gewerbeflächen in Ballungsräumen knapp. Und was knapp ist, wird teuer. Die Preise für Häuser, Wohnungen, Büros und Grundstücke steigen rasant.

Das ruft nun erstmals Banken auf den Plan, die vor einer Immobilienblase warnen. Die Aareal Bank zeigt sich besorgt wegen der Preise und Zinssätze auf dem deutschen und europäischen Immobilienmarkt. Der Markt sei »sehr umkämpft«, sagte Vorstandschef Hermann Merkens auf der Halbjahrespressekonferenz des Immobilienfinanzierers. »Man kann sich schon fragen: Ist das eine Blase?« In Wiesbaden weiß man, wovon man spricht. Die Aareal Bank wurde in der Finanzkrise vom Staat mit 4,5 Milliarden Euro und weiteren Garantien gestützt.

Aufgeblasen wird die Blase von einer riesigen Nachfrage nach attraktiven A- und B-Lagen. Dass es an zahlungskräftiger Kundschaft nicht mangelt, liegt vor allem an den Notenbanken. So hat die Europäische Zentralbank (EZB) eine Geldflut ausgelöst - fast zum Nulltarif. Zehnjährige Immobilienkredite sind bei Banken für rund ein Prozent Zinsen zu bekommen. Da die fast zwei Billionen Euro, die EZB-Chef Mario Draghi locker gemacht hat, kaum real investiert werden, steigen die Börsenkurse und werden Vermögenswerte wie Immobilien in die Höhe getrieben. In Deutschland kann man seit Jahren einen Preisboom beobachten. Der dürfte durch den »Brexit« beschleunigt werden. In Großbritannien werde weniger investiert, erwartet der Immobilienfinanzierer der Sparkassen, Berlin Hyp. Deutschland werde als »sicherer Hafen« noch attraktiver.

»Der Immobilienboom nimmt immer mehr Züge einer Blase an«, warnen Analysten der Commerzbank in ihrem Wochenbericht. Die Häuserpreise koppelten sich mehr und mehr von den Fundamentalfaktoren, also dem »wirklichen« Wert, ab. Die Erfahrungen aus den USA zeigten, dass bei weiter steigenden Preisen die Gefahr einer »deutlichen Korrektur« mittelfristig zunehme. Das Platzen einer Immobilienblase in den USA hatte 2007 die weltweite Finanzkrise ausgelöst.

Die Gefahrensignale werden mittlerweile auch in der Regierung ernst genommen. Der »Ausschuss für Finanzstabilität« aus Bundesbank, Bankenaufsicht und Finanzministerium hatte eine niedrigere Obergrenze für die Beleihung von Immobilien angeregt. Dahinter steht die Sorge, dass der Kauf von Häusern weitgehend auf Pump geschieht. Sollten die Preise nicht mehr ansteigen, wären die Kredite und letztlich die Banken gefährdet. Laut der »Börsen-Zeitung« (Donnerstag) will die Koalition »bald« ein Gesetz vorlegen. Kommentar Seite 2

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