Argentinien: Hakenkreuze in der Disco

Skandal um Abiturienten der Deutschen Schule Lanús

  • Lesedauer: 2 Min.

Buenos Aires. In Argentinien schlägt ein Vorfall hohe Wellen, der am Donnerstag (Ortszeit) bekannt wurde, sich aber bereits am Dienstag ereignete: Abiturienten der Deutschen Schule Lanús im Süden von Buenos Aires tauchten bei einem Kostümfest in einer Diskothek in Bariloche im Süden Argentiniens am Abend mit Hakenkreuzen und anderen Nazi-Symbolen sowie mit Hitlerbart auf. Es gab Rangeleien mit ebenfalls anwesenden Schülern des jüdischen Haupstadtkollegs ORT. Der Touristenort Bariloche gehört zu den beliebtesten Zielen von Klassenfahrten in Argentinien.

Aus den Rangeleien wurde eine Schlägerei, alle Beteiligten wurden der Diskothek verwiesen. Die Direktorin der Deutschen Schule, Silvia Fazio, äußerte sich »entsetzt«. Der Vorfall sei »verabscheuungswürdig«, Entschuldigungen reichten nicht, die Betreffenden müssten »den Schaden mit Taten wieder gutmachen« und würden bei ihrer Rückkehr nach Buenos Aires bestraft.

Die Schule habe mit der Fahrt nach Bariloche nichts zu tun, erklärte die Schulleiterin. Insgesamt sei vieles schief gelaufen, unter anderem bei den Veranstaltern, den mitgereisten Eltern und den Verantwortlichen in der Diskothek. Es müsse »über vieles nachgedacht werden«.

Cohen Sabban, der Präsident der jüdischen Dachorganisation DAIA (Delegación de Asociaciones Israelitas Argentinas), sagte, es gehe nicht um ein Kavaliersdelikt, sondern um eine Ideologie, die in der Ermordung von sechs Millionen Juden gipfelte. Wenn diese Schüler über 16 Jahre alt seien, könne ihnen nach argentinischem Recht eine Haftstrafe von zwischen einem Monat und drei Jahren drohen.

Bariloche machte 1994 Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass sich dort vier Jahrzehnte lang der ehemalige SS-Hauptsturmführer Erich Priebke aufhielt. Priebke war 1944 beteiligt am Massaker in den Ardeatinischen Höhlen im Süden Roms, bei dem 335 italienische Zivilisten erschossen wurden.

In Bariloche versteckte sich auch zeitweise der frühere SS-Arzt Josef Mengele, der in Auschwitz Selektionen vorgenommen, die Vergasung der Opfer überwacht und grausame medizinische Experimente an Häftlingen durchgeführt hatte. AFP/nd

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