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Scheitern wäre ein Rückschlag

DEB-Präsident Franz Reindl spricht über die anstehende Olympiaqualifikation im Eishockey

  • Lesedauer: 5 Min.

Finden die Winterspiele 2018 wieder mit einem deutschen Eishockey-Männerteam statt?

Das ist unsere Vision, die müssen wir in Riga jetzt erfüllen. Das ist extrem wichtig. Nicht nur für die Spieler selbst, sondern für die gesamte Sportart. Ich bin kein Hellseher, aber wir sind hervorragend vorbereitet. Nur das allein führt nicht zu Siegen.

Mit sieben NHL-Spielern ist diesmal ungewöhnlich viel Qualität dabei. Ist das vielleicht die stärkste deutsche Auswahl überhaupt?

Es ist sicherlich eine der stärksten Auswahlen, die wir jemals hatten. Aber im Mannschaftssport muss einfach mehr passen. Da geht es nicht nur um die Aufstellung. Die Mannschaft muss aufeinander abgestimmt sein. Schon bei der WM hat das Team super zusammengepasst. Ich hoffe, dass sie sich jetzt wieder findet.

Ist die Qualifikation mit dieser Mannschaft Pflicht?

Die Zuversicht ist da, aber nur ein Team von vier wird es schaffen. Als Realist weiß ich, dass es auf die Tagesform ankommt. Da geht ein Puck vielleicht nur mal an den Pfosten, und dann ist es vorbei. Aber die Vorbereitung war gut, die besten Spieler sind hier - wir haben alles getan. Ob es reicht, werden wir sehen.

Sollte es nicht reichen, müssen sie dann zum Rapport zu DOSB-Präsident Alfons Hörmann? Der hat deutliche Worte an nicht so erfolgreiche Verbände in Rio gerichtet ...

Nein. Wir müssen es ja auch für uns schaffen. Wir machen das nicht für den Deutschen Olympischen Sportbund, sondern für uns. Der DOSB weiß auch, dass wir alles gemacht haben. Wir haben den Verband umgekrempelt, Visionen und Pläne entwickelt. In den vergangenen zwei Jahren ist wahnsinnig viel passiert, das wird auch anerkannt. Deswegen wird Eishockey auch unterstützt, ob vom DOSB oder dem Bundesinnenministerium. Da können wir uns nicht beklagen.

Gäbe es wieder Einbußen bei den Fördermitteln, wenn Olympia erneut verpasst werden würde?

Der Männerbereich wird gar nicht gefördert. Natürlich hätten wir dann aber einen Meilenstein, den wir in den Zielvereinbarungen fest vereinbart haben, nicht erfüllt. Ob dies dann so viel Auswirkung auf die Nachwuchsförderung hätte, müssten wir sehen.

Also wäre ein Scheitern einfach nur ein Rückschritt?

Kein Rückschritt, aber ein Rückschlag. Wir gehen ja trotzdem nach vorne. Es wäre keine Katastrophe, aber ein Rückschlag für all unsere Bestrebungen. Ich habe auch den Spielern gesagt, dass es um mehr geht, als das persönliche Ziel, Olympia zu erreichen. Es geht um Nachwuchsziele, um das Eishockeyimage, um die Öffentlichkeitsarbeit - bei Olympia geht es eben um mehr. Deswegen ist der Druck für uns als Verband und die Eishockeyfamilie auch groß.

Ist es nicht eine seltsame Situation, dass die NHL-Spieler für die Olympiarückkehr sorgen sollen, aber gar nicht wissen, ob die NHL 2018 für Olympia überhaupt pausiert?

Die Spieler haben nur ein Ziel: Sie wollen dahin.

Sie sind Mitglied in wichtigen Gremien des Weltverbandes IIHF. Wie laufen die Verhandlungen über eine Olympiapause in der NHL?

Man ist in massiven Gesprächen. Das macht IIHF-Präsident René Fasel selbst mit dem IOC und der NHL. Aber bevor mit der NHL Ergebnisse verhandelt werden können, müssen erst mal die Voraussetzungen geschaffen sein. Da geht es um Anreise, Abreise, Versicherung. Das kostet ein Vermögen. Da ist die Frage: Wer zahlt das alles? Das IOC oder die IIHF? Ich beneide René wahrlich nicht.

Was sagt Ihr Gefühl? Sind 2018 die besten Spieler dabei?

Ich glaube, dass es möglich ist.

Obwohl der südkoreanische Markt uninteressant für die NHL ist?

Deswegen auszusteigen, kann auch keine Lösung sein, denn China 2022 ist wieder ein Markt. Und eine Pause - also nur in Pyeongchang nicht zu spielen - ergibt ja auch keinen Sinn. Das grundsätzliche Interesse aller ist, erst mal teilzunehmen.

Es sind sieben NHL-Spieler im deutschen Team. Kann Leon Draisaitl dadurch befreiter aufspielen? Bei der WM hatte man den Eindruck, er setze sich zu sehr unter Druck als vermeintlich bester Spieler.

Er hatte auch eine lange Saison hinter sich, musste erst mal viele Eindrücke verarbeiten und hatte dann bei der WM noch einmal einen ganz eigenen neuen Eindruck. Das ist nicht so einfach für so einen jungen Spieler. Wir haben dafür Verständnis.

Der frühere Stanley-Cup-Sieger Dennis Seidenberg ist seit 2010 erstmals wieder dabei. Welche Bedeutung hat das für das Team?

Das ist einfach eine Verstärkung. Ich bin froh, wenn ich so jemanden begrüßen darf. Das ist eine echte Bereicherung. Die ganze Aura, die er hat, ist einfach super.

Marco Sturm ist jetzt ein Jahr Bundestrainer. Wie sehen Sie seine Entwicklung?

Die ist enorm. Er tritt jetzt noch mehr als Coach auf. Er ist mit der großen Aufgabe in seine Rolle hineingewachsen. Jetzt ist er der Headcoach, der Bundestrainer. Er hat sich seinen Stab aufgebaut und bereitet alles ganz akribisch vor.

Können sie sich eine Vertragsverlängerung vorstellen?

Mit der Olympiaqualifikation verlängert sich Marco Sturms Vertrag automatisch. dpa

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