VW denkt an die Zukunft

Betriebsversammlung am Mittwoch in Wolfsburg

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Wolfsburg. Die Belegschaft bei Volkswagen hat harte Monate hinter sich, und auch die Zukunft hält viele Ungewissheiten bereit. An diesem Mittwoch folgt bei einer Betriebsversammlung im Wolfsburger Stammwerk eine Analyse der Lage. Bilanz ziehen dabei fast ein Jahr nach dem Ausbruch des Diesel-Skandals Konzernchef Matthias Müller, Personalvorstand Karlheinz Blessing, Betriebsratschef Bernd Osterloh und VW-Markenchef Herbert Diess. Die Versammlung in der VW-Hauptfabrik mit ihren gut 60 000 Beschäftigten hat keinen öffentlichen Teil.

Von den Organisatoren verlautete, dass natürlich die Folgen des Diesel-Debakels thematisiert werden. Zur Schuldfrage seien dabei aber noch keine Antworten zu erwarten. Der Konzern will frühestens zum Jahresende Angaben zum Ablauf des Softwarebetruges machen.

Wasserstände soll es zum sogenannten Zukunftspakt geben. Mit ihm wollen Betriebsrat und Unternehmen die Reformen der gewinnschwachen Kernmarke VW-Pkw mit Sicherheiten für die Belegschaft verzahnen. Der Pakt soll Zusagen für künftige Produkte, Investitionen und Personalbedarf enthalten.

Der VW-Konzern rechnet damit, dass 2025 jedes vierte Auto mit reinem Elektroantrieb vom Band rollt. Diese Wagen haben weder einen klassischen Verbrennungsmotor noch entsprechende Getriebe, was für Komponentenwerke wie Kassel (Getriebe) und Salzgitter (Motoren) große Umwälzungen bedeutet. Sie stehen schon heute im konzerninternen Wettbewerb, etwa aus Osteuropa. Wie umfangreich der Personalabbau ausfallen soll, ist zwar noch völlig unklar, er soll aber über die Nichtbesetzung freiwerdender Stellen geschehen. Wenn Arbeitsplätze frei würden, etwa durch den Renteneintritt von Mitarbeitern, sollten sie möglichst nicht wieder besetzt werden, sagte Personalvorstand Karlheinz Blessing dem »Handelsblatt« vom Dienstag. Betriebsbedingte Kündigungen lehne er ab: »Ich habe in meinem Leben noch nie betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen. Darauf bin ich stolz, und ich möchte das weiterhin so handhaben«, sagte Blessing.

Indes geht es nicht nur um E-Mobilität: Generell soll geklärt werden, wie die Standorte auf Branchentrends wie Digitalisierung und alternative Antriebe reagieren. Dabei geht es um Produkte, Aufträge, Investitionen und um die Belegschaftsstärke. Den Zukunftspakt verhandeln derzeit sechs Arbeitsgruppen. Zentrale Ergebnisse werden bis zur nächsten Etatplanung im November erwartet.

Indes kündigte die EU-Kommission an, in den nächsten Wochen über mögliche Vertragsverletzungsverfahren in Sachen Abgasskandal zu entscheiden. »Ich werde so bald wie möglich handeln«, sagte EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska am Montagabend in Straßburg vor dem Untersuchungsausschuss zur Abgasaffäre. Die geltenden EU-Regeln verteidigte Bienkowska: »Die Gesetzgebung zu Abschalteinrichtungen ist klar«. Ob weitere Hersteller verbotene Software zur Manipulation von Abgaswerten bei Dieselautos einsetzen, könne sie angesichts nicht ausreichender Informationen aus den EU-Staaten noch nicht sagen. Sie hege aber »Zweifel« am Verhalten weiterer Autohersteller neben VW. Agenturen/nd

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