Neue Heimat für linken Ladenbesitzer

Räumungsbedrohter »Gemischtwarenladen für Revolutionsbedarf« kann an anderer Stelle in Kreuzberg bleiben

  • Johanna Treblin
  • Lesedauer: 2 Min.

Kurz bevor Hans-Georg Lindenau, kurz HG, mit seinem »Gemischtwarenladen für Revolutionsbedarf« aus der Manteuffelstraße 99 in Kreuzberg geräumt werden soll, haben Unterstützer eine neue Bleibe für ihn und seine Waren gefunden.

Ein Happy End für den Rollstuhlfahrer, der in seinem Laden seit rund 30 Jahren Demo-Utensilien, linke Zeitschriften und Antifa-Sticker verkauft, ist das allerdings noch nicht: Der Vertrag ist laut der Nachbarschaftsinitiative »Bizim Kiez« bereits unterschrieben, allerdings erst ab dem 2. Mai 2017. Der Eigentümer bestehe dennoch auf einem Auszug am 22. September. Lediglich seine Möbel und Waren könne er im Keller lagern. Darauf will sich Lindenau aber nicht einlassen: Weil er nicht nur sein Geschäft, sondern auch sein Zuhause verlieren würde.

Bis vor kurzem hatte er zwar noch eine Wohnung im ersten Stock über dem Laden, aber durch seine Gehbehinderung kam er dort nur noch schlecht hin und schlief im Laden. Um die zuletzt für den 9. August geplante Räumung aufzuschieben, ließ sich Lindenau auf eine Vereinbarung mit dem Eigentümer ein und übergab diesem seine Wohnung bereits im August.

Die neue Ladenwohnung liegt nach Aussage Lindenaus in der Falckensteinstraße 46, am Hotspot zwischen Kreuzberg und Friedrichshain. Der bisherige Mieter hat einen befristeten Vertrag, der Ende April ausläuft. Die Räume müssen dann noch umgebaut werden: zur behindertengerechten Wohnung.

Damit Lindenau bis dahin nicht obdachlos ist, hat sich »Bizim Kiez« an das Amtsgericht gewendet, mit der Bitte, den Räumungstermin auf nächstes Jahr zu verschieben. Bisher ohne Erfolg. Deshalb halten Unterstützer an Aktivitäten für die kommende Woche fest. Das Bündnis »Zwangsräumung verhindern« will am Dienstag den Eigentümer besuchen. »Wir setzen auf direkte Kommunikation«, sagte Sprecherin Sara Walther dem »nd«. Sie glaubt, dass die Räumung noch abzuwenden ist. Dann soll es eine große Party im Kiez geben.

Das Haus in der Manteuffelstraße 99 wechselte in den vergangenen Jahren mehrmals den Besitzer. Diverse Räumungsversuche scheiterten. Aktuell wird das Haus saniert.

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