Kerrys Scheitern
Roland Etzel zum Syrien-Krieg
Die Geduld mit den Russen ist jetzt am Ende, ließ US-Außenminister Kerry mitteilen und schmiss mit großer Geste hin. Keine Syrien-Gespräche mehr mit seinem russischen Kollegen Lawrow. Wer daran glauben möchte, dass dies allein wegen der russisch-syrischen Bombardierung von Zivileinrichtungen in Aleppo geschehen sei, mag dies tun, wird der Wahrheit allerdings nicht näher kommen und will es wohl auch nicht. Wer in Syrien den Angriff auf nicht gekennzeichnete Hospitäler beklagt, bei solchen Geschehnissen in Gaza aber nur mit den Schultern zuckte wie auch die deutsche Kanzlerin, hat seine Glaubwürdigkeit in derlei Fragen selbst aufs Spiel gesetzt. Es ist auch diese Variante westlicher Realitätsverweigerung, die den syrischen Krieg zu dem Monster werden ließ, das er heute ist.
Was immer die Amerikaner von ihren Gesprächen mit den Russen erwartet haben mögen, es ist aktuell ihr Vorgehen im syrischen Konflikt, das gescheitert ist, nicht das russische. Die Gründe Moskaus, warum es Syriens Präsidenten Assad unterstützt, muss nicht jeder andere Staat teilen, aber sie sind völkerrechtlich mindestens ebenso legitim wie die der westlichen Staaten gemeinsam mit fragwürdigen Verbündeten vom Schlage Saudi-Arabiens.
Kerry hatte versprochen, dass sich die »gemäßigten« Rebellen von den Dschihadisten lossagen. Man kann sich wundern, warum er dies tat, denn beide Gruppen hatten und haben das wohl nie ernsthaft vor. Nicht wundern muss man sich, dass ein Politiker sein Scheitern nicht unumwunden eingesteht und lieber auf andere zeigt.
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