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80 Billionen für den Umbau

Studie zeigt dringenden Bedarf für klimafreundlichere Politik weltweit

  • Joachim Wille 
und Susanne Götze
  • Lesedauer: 3 Min.

Ob alte Brücken, Schienennetze, Straßen oder die Elektrifizierung ländlicher Regionen: Weltweit muss in den nächsten 15 Jahren die gigantische Summe von 90 Billionen US-Dollar (80 Billionen Euro) für den Aus- und Neubau von Infrastruktur ausgegeben werden. Der Bedarf ist riesig, bis 2050 könnten allein sechs Milliarden Menschen in Städten leben. Die Ausgaben werden demnach von derzeit 3,4 Billionen US-Dollar pro Jahr auf über sechs Billionen steigen. Die Frage ist jedoch, wie das Geld investiert wird. Setzt man heute auf eine klimafreundliche Wirtschaft, könnte das erst mal teurer werden aber in einigen Jahren viel Geld und Leid sparen. Das zeigt der Bericht einer hochrangigen Kommission, die vom Ex-Chefökonomen der Weltbank, Lord Nicholas Stern, und dem ehemaligen mexikanischen Präsidenten Felipe Calderón geleitet wird.

Allein 60 Prozent der anstehenden Investitionen stünden im Energie- und Transportsektor an - Bereiche, in denen dringend von fossilen Energieträgern auf klimafreundliche Kraftstoffe und erneuerbare Energien umgestellt werden müsse, um die Klimaziele einzuhalten. Die Entscheidung stehe jetzt an: Die nächsten zwei bis drei Jahre würden darüber entscheiden, welchen Wachstumspfad die Staaten einschlagen. Kohlekraftwerke laufen bis zu 40 Jahren und Dieselautos für mindestens zwei Jahrzehnte. »Wir können das im Weltklimavertrag festgehaltene Ziel von zwei Grad nicht halten, wenn wir uns jetzt für den falschen Weg entscheiden«, sagt Stern. »Wir vergiften mit noch mehr Investitionen in fossile Energien nicht nur den Planeten, sondern auch unsere Kinder«.

Der am Donnerstag veröffentlichte Bericht der »Weltkommission zu Wirtschaft und Klima« fordert Staaten und Banken auf, das Wirtschaftswachstum durch Investitionen in nachhaltige Infrastruktur anzukurbeln. Die Folgekosten für ein »Business as usual« und ein Überschreiten von zwei Grad durchschnittlicher Erderwärmung sind demnach weitaus höher. Auch seien grüne Investitionen »unverzichtbar, um die dringendsten globalen Missstände anzugehen«, so Calderón. »Sie sind der Schlüssel für wirtschaftliches Wachstum, leisten einen Beitrag zur Armutsbekämpfung.«

Zur Kommission gehören frühere Regierungschefs und Finanzminister sowie Manager. Sie wurde von Äthiopien, Großbritannien, Indonesien, Kolumbien, Norwegen, Schweden und Südkorea gegründet und soll untersuchen, wie Staaten Wachstum erzielen und gleichzeitig den Klimawandel bekämpfen können.

Die Studie zeigt, dass Investitionen bei einer klimaschutzorientierten Strategie höher wären, sie könnten aber durch Einsparungen bei fossilen Brennstoffen und Betriebskosten vollständig ausgeglichen werden. Länder wie Indien haben damit begonnen und besteuern die Kohleförderung sowie Dieselfahrzeuge. Kanada kündigte an, Subventionen für die Öl- und Gasförderung auslaufen zu lassen. 30 Länder haben ähnliche Maßnahmen eingeleitet.

Damit kann auch der Umbau finanziert werden: Durch Einsparungen fossiler Subventionen, Besteuerung klimaschädlicher Energieträger aber auch durch Partnerschaften zwischen privaten und staatlichen Investoren. Der Finanzmarkt müsse umsatteln und sein Geld gezielter in grüne Anleihen lenken. Ein Beispiel ist die 2014 gegründete New Development Bank von Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Sie hat 2016 über 800 Millionen US-Dollar in Erneuerbare-Energie-Projekte gesteckt und Green Bonds im Wert von 450 Millionen Dollar ausgegeben.

Die Entwicklungsbank wurde 2014 als Alternative zu Weltbank und IWF gegründet. Obwohl die Weltbank 2013 versprochen hatte, den Neubau von Kohlekraftwerken nur ausnahmsweise zu finanzieren, unterstützt sie laut einer Untersuchung von Nichtregierungsorganisationen immer noch viele Kohleprojekte.

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