Besser leben lassen
Kurt Stenger über die Wende im Streit um die Kaisers-Übernahme
»Besser leben« - als der Supermarktkonzern Rewe vor wenigen Jahren mit diesem Werbeslogan ins Rennen um Marktanteile zog, waren ihm die spöttischen Kommentare im Internet sicher. Selbst den eigenen Kaufleuten, die in dem Genossenschaftsriesen zusammengeschlossen sind, war der Spruch zu kopflastig. Auch die Verpflichtung eines bayerischen Fußballspielers als Werbeträger half nicht. Gegenüber dem Marktführer Edeka war man längst weit im Hintertreffen. Immerhin konnte man auf juristischem Wege bisher verhindern, dass der Abstand mit der Übernahme der kleinen Supermarktkette Kaiser‹s Tengelmann durch Edeka weiter anwächst.
Diese Strategie ist offenbar ebenfalls gescheitert. Rewe und andere interessierte Wettbewerber scheinen ihren Widerstand gegen den kartellrechtlich heiklen Deal aufzugeben. Aber aus Sicht der Beschäftigten ist die Übernahme die bessere Alternative als die von den Kaisers-Eigentümern angedrohte Zerschlagung. Wohl auch für Rewe: Eine solche Entwicklung, die tausende Jobs kosten würde, wäre vor allem Rewe angekreidet worden. Einen derartigen Imageschaden kann man überhaupt nicht gebrauchen, zumal die neue Marketingstrategie eine höhere Emotionalität der Marke vermitteln soll. Und so lautet der Rewe-Slogan mit Blick auf die Kaisers-Beschäftigten: »Besser leben lassen«.
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