Fillon will hoch hinaus

Ralf Klingsieck aus Paris zur ersten Runde der französischen Vorwahl

  • Ralf Klingsieck
  • Lesedauer: 1 Min.

»Mister Nobody« hieß François Fillon bei vielen Parteifreunden. Präsident Nicolas Sarkozy, dessen Regierungschef er fünf Jahre lang war, bezeichnete ihn herablassend als »Mitarbeiter«, der seine Entscheidungen umzusetzen habe. Dass Fillon diese Behandlung die ganze Amtszeit über aushielt, grenzte an ein Wunder. Danach trat er zurück ins Glied als einfacher Abgeordneter. So viel Selbstverleugnung zahlte sich aus. Bei der Vorwahl für die Präsidentschaftskandidatur 2017 startete Fillon fast als Outsider, doch am Sonntag katapultierten ihn 44 Prozent der vier Millionen »Vorwähler« an die Spitze. Er profitierte vom Wunsch vieler - auch rechter - Franzosen, Sarkozys Rückkehr an die Spitze des Staates zu verhindern.

Ihm kam aber auch die Skepsis vieler gegenüber dem arrogant-intellektuell wirkenden Alain Juppé zugute. Vor allem bei der breiten Masse der rechten Wähler kommen Fillons betont bescheidenes Auftreten, seine klare Sprache und sein Versprechen, »Frankreich wieder hochzubringen«, an. Sein Programm haben sich wahrscheinlich die wenigsten angesehen. Es deckt sich weitgehend mit dem, was vor 30 Jahren Margaret Thatcher den Briten an »Reformen« zugemutet hat. Es könnte noch ein böses Erwachen geben, wenn sich François Fillon bei der Stichwahl am Sonntag und endgültig bei der Präsidentschaftswahl im April 2017 durchsetzt.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal