Hunderttausende verabschieden sich von Fidel Castro

Massenkundgebung von Kubanern sowie Staats- und Regierungschefs vieler Länder / Tsipras: Castro sei »internationales Vorbild für den Unabhängigkeitskampf der Völker«

  • Lesedauer: 3 Min.

Havanna. Hunderttausende Kubaner haben sich in Havanna von ihrem langjährigen Staatschef Fidel Castro mit einer Massenkundgebung verabschiedet. Auch zahlreiche Staats- und Regierungschefs linksgerichteter Regierungen waren am Dienstagabend (Ortszeit) zu der offiziellen Trauerfeier in die Hauptstadt gereist. »Fidel ist tot, aber er starb ungeschlagen«, sagte Ecuadors Präsident Rafael Correa auf dem Platz der Revolution.

Auch der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras nahm teil. Er nannte Castro ein internationales Vorbild für den Unabhängigkeitskampf der Völker. Zugleich lobte er das »kostbare Vermächtnis« von Castro bei der Bildung, im Gesundheitswesen sowie in Wissenschaft und Kultur. Die Menschen schwenkten Fahnen und skandierten »Lang lebe die Revolution« und »Lang lebe Fidel«. Viele hielten Fotos des Verstorbenen in die Luft.

Der Präsident von El Salvador und ehemalige Guerillero, Salvador Sánchez Cerén, sagte: »Eines der wichtigsten Dinge, die uns Fidel gelehrt hat, ist die Einigkeit.« Südafrikas Präsident Jacob Zuma würdigte die Unterstützung von Kuba im Kampf gegen die Apartheid. »Der Tod von Fidel ist ein schmerzvoller Verlust für das südafrikanische Volk«, sagte er. Castro war am vergangenen Freitagabend (Ortszeit) im Alter von 90 Jahren verstorben.

Aus Lateinamerika nahmen auch die Präsidenten von Bolivien, Nicaragua, Venezuela und Mexiko, Evo Morales, Daniel Ortega, Nicolás Maduro und Enrique Peña Nieto, an der Trauerfeier teil. Aus Afrika reiste neben Zuma auch Simbabwes Präsident Robert Mugabe an. Deutschland wurde von Altbundeskanzler Gerhard Schröder vertreten. Die USA schickten keine offizielle Delegation. An der Trauerfeier nahm aber der US-Botschafter in Kuba, Jeffrey DeLaurentis, teil.

Tausende Kubaner hatten Castro in den vergangenen Tagen die letzte Ehre erwiesen. Im Innern des Denkmals für den Nationalhelden José Martí auf dem Platz der Revolution war ein Foto des Verstorbenen aufgestellt, an dem die Menschen vorbeischritten. Persönlichkeiten aus Staat und Partei hielten eine Ehrenwache. Die letzte Ehrenwache wurde von Kubas Staatschef Raúl Castro angeführt.

Von Mittwochmorgen (Ortszeit) an sollte die Urne des Verstorbenen in einem viertägigen Trauerzug durch 13 Provinzen in das 900 Kilometer entfernte Santiago de Cuba im Südosten der Insel gebracht werden. Santiago de Cuba gilt als Wiege der Revolution. Vom Südosten der Insel kämpften sich die Rebellen nach der Landung mit der Yacht »Granma« 1956 bis nach Havanna vor. Fidel Castro hatte den Inselstaat seit der Revolution von 1959 bis 2008 geführt. Auf dem Friedhof Santa Ifigenia in Santiago de Cuba wird Castro am kommenden Sonntag beigesetzt. Dort befindet sich auch das Mausoleum für Nationalheld José Martí.

Nach dem Tod des »Comandante Máximo« hatte Kuba eine neuntägige Staatstrauer verhängt. Es finden keine regulären Kino- und Theateraufführungen statt, öffentlicher Alkoholausschank ist verboten. Im Fernsehen wird ein »informatives, patriotisches und historisches Programm« gezeigt. epd/nd

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