Piketty: US-Wachstum kommt nicht bei der unteren Hälfte an

Milliardär Donald Trump übernimmt ein tief gespaltenes Land / Reichstes Prozent verdoppelt Anteil am Volkseinkommen

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.

Donald Trump ist ein Gewinner. Er beerbt nicht nur Barack Obama als US-Präsident. Er gehört auch zu jenen 0,001 Prozent an der Spitze der Gesellschaft, deren Einkommen in den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten um sagenhafte 636 Prozent gestiegen ist. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie, die der französische Starökonom Thomas Piketty zusammen mit zwei anderen Forschern erstellt hat.

Piketty sorgte bereits vor zwei Jahren für einige Aufregung und fachte mit seinem Buch »Das Kapital im 21. Jahrhundert« die Debatte um mehr Verteilungsgerechtigkeit mit an. Seine zentrale These: Die Kapitalrenditen wachsen schneller als die Gesamtwirtschaft und tragen so zu einer steigenden Ungleichheit bei. Letztlich bedroht diese Entwicklung laut Piketty nicht nur die Demokratie, sondern auch das Wachstum selbst. Schließlich wachsen ungleiche Ökonomien langsamer als egalitärere.

Nun nahm Piketty für den Thinktank »Washington Center for Equitable Growth« die Entwicklung in den USA zwischen 1980 und 2014 unter die Lupe. »Es ist eine Geschichte von zwei unterschiedlichen Ländern«, schreiben er und seine Kollegen. Für die 117 Millionen Erwachsenen in der unteren Hälfte der Einkommensverteilung gab es eine gesamte Generation über kein Wachstum, während er am oberen Ende der Leiter außerordentlich stark war. Während das US-Durchschnittseinkommen in dieser Zeit um insgesamt 61 Prozent zulegte, stagnierte es für die untere Hälfte real bei 16.000 US-Dollar pro Jahr und Erwachsenen. Das reichste Zehntel konnte sich über 121 Prozent mehr Geld freuen, das reichste ein Prozent über 205 Prozent und das reichste 0,1 Promille eben über ein Plus von 636 Prozent.

Dadurch konzentrierte sich das Einkommen in den USA massiv in den Händen einiger weniger. Konnte die untere Hälfte 1980 vor Steuern noch 20 Prozent des Volkseinkommens auf sich vereinen, so waren es 2014 nur noch 12,5 Prozent. Gleichzeitig verdoppelte sich der Anteil des reichsten ein Prozent von 10,7 auf 20,2 Prozent. Verdiente es 1980 im Schnitt noch 27-mal so viel wie die untere Hälfte, so ist es heutzutage das 81-Fache. Zum Vergleich: Dies entspricht ungefähr dem Abstand zwischen dem Durchschnittseinkommen in der USA und dem in einigen der ärmsten Ländern der Welt wie der DR Kongo, Zentralafrika oder Burundi.

»Eine Volkswirtschaft, die der Hälfte der Gesellschaft keinen Wachstum beschert, schafft Unzufriedenheit und Ablehnung gegenüber der etablierten Politik«, warnen die Forscher mit Blick auf den Wahlsieg von Rechtspopulist Donald Trump. Dieser machte zwar Wahlkampf mit einer vermeintlichen Ablehnung des Establishment, wird mit seiner Wirtschaftspolitik die Spaltung der US-Gesellschaft aber vermutlich noch weiter verschärfen. So können Steuern die Ungleichheit zumindest ein bisschen abmildern, indem sie den Reichen via Abgaben einen Teil ihres Einkommens abnehmen und den Armen via Sozialtransfers Einkommen zukommen lassen. So ist das Einkommen der unteren Hälfte zwischen 1980 und 2014 immerhin um 21 Prozent gestiegen.

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