Träumen erlaubt

Erstmals seit 2008 könnten deutsche Handballerinnen wieder ein EM-Halbfinale erreichen

  • Björn Pazen, Göteborg
  • Lesedauer: 3 Min.

Die deutschen Handballerinnen dürfen erstmals seit acht Jahren wieder vom EM-Halbfinale träumen, doch nach außen geben sich Bundestrainer Michael Biegler und seine »Ladies« trotz der Gala beim 26:19 (14:10) gegen Serbien weiter zugeknöpft. »Das war eine tolle Leistung der Mannschaft. Aber ich fange nicht an zu rechnen, das Halbfinale ist erst einmal nicht das Ziel. Ich träume nicht«, sagte Biegler nach dem perfekten Start in die Hauptrunde.

Der Blick auf die Tabelle, die Deutschland mit 4:2 Zählern vor den punktgleichen Rivalen Niederlande und Frankreich anführt, sorgt bei den deutschen Spielerinnen zwar für ein Dauergrinsen. Doch das Wort Halbfinale nehmen sie vor dem Duell mit Spanien (0:6) an diesem Montag nicht in den Mund. »Kein Thema, darüber denken wir überhaupt nicht nach«, versicherte Rechtsaußen Svenja Huber. »Vom Halbfinale redet in unserer Mannschaft niemand. Wir konzentrieren uns auf Spanien und Schweden, das werden zwei harte Brocken«, sagte die Dortmunderin. Der EM-Gastgeber ist am Mittwoch letzter Hauptrundengegner.

Vier ihrer nun 24 Turniertreffer steuerte Deutschlands bisher beste EM-Werferin am Samstag in Göteborg zum ungefährdeten Erfolg gegen Serbien bei. »Das war ein souveräner Sieg, weil wir es geschafft haben, länger unseren Matchplan durchzuziehen«, sagte Huber. Im ersten Hauptrundenspiel glänzte die Biegler-Truppe als Team, ließ sich auch von 18 Strafminuten nicht aus dem Rhythmus bringen und hatte nach 43 Minuten beim 20:12 das Spiel entschieden. »Wir haben von Anfang an dominiert und den Vorsprung diesmal klar ins Ziel gebracht«, stellte Rückraumspielerin Kim Naidzinavicius zufrieden fest.

In der Vorrunde hatte das deutsche Spiel noch einige Male gestockt, dieses Mal überzeugte das Team über weite Strecken. »Die Ladies haben mich überrascht, dass sie so lange die Struktur aufrechterhalten haben. Wir hatten einen guten Plan für die Abwehr, wir haben diesen Plan durchgezogen und das Spiel nicht mehr aus der Hand gegeben«, lobte Biegler. »Ich habe größten Respekt vor den Spielerinnen, denn sie haben einen exzellenten Job abgeliefert.«

Gewinnt die DHB-Auswahl die beiden noch ausstehenden Partien, steht sie erstmals seit 2008 wieder in der Vorschlussrunde eines großen Turniers. Angst vor den ausstehenden Aufgaben muss die deutsche Mannschaft nicht haben. Gegen Schweden gab es in den letzten beiden Testspielen jeweils ein Remis, gegen Spanien wurde Anfang Oktober einmal hoch gewonnen und einmal knapp verloren. »Wir haben keinen Druck und machen uns auch keine großen Gedanken um die nächsten Spiele«, sagte Spielführerin Anna Loerper.

Zumal das gesamte Team eine überragende Clara Woltering hinter sich weiß. Gegen Serbien wurde die Dortmunderin zum zweiten Mal nacheinander zur besten Spielerin gekürt. Keine andere Torhüterin hat bei der EM bisher mehr Würfe abgewehrt als die zweimalige Champions-League-Siegerin, die es nach vier Spielen auf sensationelle 46 Paraden bringt. Selbst der oft kritische Bundestrainer lobte: »Clara ist schon klasse.« dpa/nd

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