Warnsignale bei Lockangeboten

Anlagebetrug

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.

Für Sparer sind es wahrlich schwere Zeiten. Es gibt praktisch keine nennenswerten Zinsen mehr auf Anlagen, die als sicher gelten. Und selbst unsichere Investitionen werfen kaum genug Rendite ab, um das enthaltende Ausfallrisiko auszugleichen. »Mickrige Renditen für das Ersparte - das treibt so manchen Anleger in die Verzweiflung«, stellte die Sprecherin vom Bundesverband deutscher Banken (BdB) fest. Die Folge: »Immer wieder fallen Sparer auf obskure Anlageangebote rein.«

Deren Trend zeigt nach oben. Einerseits sind normale Geldanlagen infolge der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) immer weniger lukrativ. Dadurch steigt die Neigung von Sparern, attraktivere Möglichkeiten zu suchen. Und zu nutzen. Dies machen sich Banken, halbseidene Fondsverkäufer und Kriminelle zunutze.

Die vom Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden erfassten Finanzbetrügereien stiegen 2015 gegenüber dem Vorjahr um rund fünf Prozent an - auf mehr als 17 000 Fälle. Zwar konnte die Polizei fast alle erfassten Delikte aufklären. Doch die Geschädigten sahen ihr Geld meistens nie wieder. Zugleich spricht die erstaunlich hohe Aufklärungsquote von 98 Prozent für eine große Dunkelziffer in der »Polizeilichen Kriminalstatistik 2015«.

Diese intern mit »PKS« abgekürzte Statistik enthält lediglich die der Polizei bekannt gewordenen rechtswidrigen Straftaten. Schließlich ist es für Opfer peinlich, aus lauter Geldgier einem Betrüger aufgesessen zu sein. Eine Anzeige bei der Polizei erfolgt dann besser nicht. Eher gehen Betroffene dann in die Beratungen von Verbraucherzentralen, um nach einem Weg zu fragen, wie sie ihr Geld zurückbekommen können.

Übrigens suchen sich Kriminelle gerne Berufsgruppen heraus, die zu den »Besserverdienern« gehören wie Ärzte, Geschäftsführer oder Lehrer. Dies zeigen Studien der Kriminalämter. Schätzungen der Höhe der Schäden durch Finanzkriminelle reichen von einigen hundert Millionen bis zu 20 Milliarden Euro, die jedes Jahr in schwarzen Kanälen verschwinden.

Dabei sind die Grenzen zwischen »schwarzen« Betrügereien und dem weitgehend unregulierten »grauen«, aber legalen Kapitalmarkt fließend. Ob nun Finanzprodukte mit grünem Touch, wie sie das Energieunternehmen Prokon oder der »Bauer an der Börse« KTG Agrar anboten, grau oder schwarz zu nennen sind, werden die Gerichte wohl erst in einigen Jahren geklärt haben.

Umso mehr sind Verbraucher gefordert, skeptisch bei der Auswahl von neuen Sparprodukten zu bleiben. Um sich vor Anlagebetrug zu schützen, sind folgende Warnsignale zu beachten:

Hohe Gewinnversprechen:

Die Aussicht auf attraktive Gewinne verleitet manchen Anleger zu unbedachten Entscheidungen. Sichere Anlagen bringen derzeit nur zwischen null und einem Prozent Zinsen. Ohne Risiko gibt es keine höheren Renditen. Deutlich(!) höhere Renditegarantien sind laut Bankenverband »unseriös«.

Telefonkontakt:

Das unaufgeforderte »Cold Calling« ist gesetzlich verboten. Dennoch versuchen unseriöse Anbieter, erste Kontakte per Telefon zu knüpfen. Hier gilt: Nicht auf ein Gespräch einlassen, stattdessen gleich auflegen.

Provision:

Überzogene Provisionsforderungen sprechen dafür, dass der »Anlagespezialist« nur den eigenen Gewinn, nicht aber den Nutzen für den Kunden im Sinn hat. Eine Provision von mehr als zwei Prozent der Anlagesumme sollte Sie misstrauisch machen. Werden Provisionen verschleiert oder offenkundig falsch ausgewiesen, sollten sie unbedingt die Finger von dem Angebot lassen.

Auslandsadressen:

Bei Geschäftssitzen in anderen Ländern sollten Anleger hellhörig werden. Auch, weil im Schadensfall rechtliche Ansprüche nur schwer durchzusetzen sind.

Zeitdruck:

Der älteste Trick von Betrügern. Aber lassen Sie sich von niemandem unter Zeitdruck setzen. Übereilte Entscheidungen werden bekanntlich schnell bereut.

Folgegeschäfte:

Um potenzielle Anleger zu ködern, schütten die vermeintlichen Geldprofis aus einem ersten Kontrakt (mit geringem Kapitaleinsatz) beachtliche Gewinne aus. Meist wird dem Kunden gleichzeitig ein neues Angebot unterbreitet. Dafür soll allerdings eine erheblich größere Anlagesumme eingesetzt werden.

Geheim-Tipp:

Auch »sicheren Anlagetipps« aus dem Bekanntenkreis sollten Sie nicht blind vertrauen. Holen Sie eine Zweitmeinung ein. Und vereinbaren Sie im Zweifel bei größeren Summen eine (gebührenpflichtige) Beratung mit einer Verbraucherzentrale.

Wer dennoch auf einen Anlagebetrüger hereingefallen ist, sollte umgehend Anzeige bei der Polizei erstatten. Geld zurück gibt es dann wahrscheinlich auch nicht. Aber Sie schützen Ihre Mitmenschen.

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