Werbung

Stolz in Demut

Uwe Kalbe über EU-Asylbewerberzahlen und darüber, was sie verschweigen

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

In Deutschland sind die EU-weit meisten Asylanträge gestellt worden, wie die EU-Statistikbehörde zeigt. Die Zahlen wären geeignet, zurückhaltenden Stolz zu empfinden. Stolz auf eine humanitäre Leistung - auch wenn seit Monaten alles getan wird, das Bild vom Paradies als das zu entlarven, was es ist - eine Illusion. Zurückhaltung ist angebracht, weil es keinen Grund gibt, an der Fähigkeit dieses reichen Landes zu zweifeln, eine Million Menschen aufzunehmen. Und auch deshalb, weil EU-Länder wie Griechenland oder Italien ungleich stärker belastet sind, auch wenn die Zahlen dies nicht auf den ersten Blick zeigen. In Italien haben 180 000 Flüchtlinge des letzten Jahres den Haushalt ins Kippen gebracht, davon ist Deutschland weit entfernt. Anlass zur Demut sollten uns zudem Beispiele wie Libanon sein, wo auf vier Einwohner ein Flüchtling kommt, oder auch die Türkei, die bereits 2,7 Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen hat.

Alles in allem sind Flüchtlinge immer ein Beleg dafür, dass es weltweit keinen Überfluss, sondern Mangel an Humanität gibt. Gerade die EU bietet beim Umgang mit diesem Problem ein Bild des Jammers. Und nun kann man wohl darauf warten, dass auch die neuen Aufnahmezahlen missbraucht werden, eine Überforderung Deutschlands zu suggerieren und den Druck auf Abschiebungsentscheidungen zu erhöhen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal