Trump twittert die Linie

Klaus Joachim Herrmann über den Führungsstil des gewählten US-Präsidenten

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer darauf gehofft hatte, der Eifer des künftigen US-Präsidenten werde durch den Kongress zu bremsen und in vorgegebene Bahnen zu lenken sein, wurde von Donald Trump per Twitter enttäuscht. Das dürfte jene Republikaner besonders hart treffen, die ihn niemals haben oder wenigstens parlamentarisch an die kurze Leine nehmen wollten. Sie passen sich schon an. Auch manch hiesiger Kritiker und böser Spötter wird Trump schon bald vorher hoch geachtet haben wollen. Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg.

Statt kurzer Leine gibt es knallhart Linie. Per Twitter setzt der kommende Mann Prioritäten. Der Schandfleck Guantanamo wird noch lange bleiben. Die Republikaner werden abgekanzelt, lassen folgsam ab vom Vorhaben, die Ethikbehörde zu schassen, und gehen auf Obamacare los. Ford meidet den Rüffel und investiert daheim statt in Mexiko. Auch die plötzliche Unschuld der Russen am Hacken eines Stromversorgers wird kein Zufall sein. Trump mag Putin. Also löste der glücklose Yahoo-Konzern nur Alarm in einem Laptop aus.

Der ruppige Immobilienunternehmer wird auf seine Weise die Supermacht führen. Nach den Wählern machen ihm jetzt Eliten den Weg frei. Entschiedenheit im Auftreten und skrupellose Entschlossenheit im Handeln stellte Trump im Wahlkampf als seinen Führungsstil heraus. Der Mann meint es ernst, im Guten wie im Bösen.

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