Mindestens 24 Tote bei Terroranschlag in Kabul

Selbstmordattentäter und Autobombe lösen Explosionen vor Parlament aus / Bis zu 70 Menschen zum Teil schwer verletzt

  • Lesedauer: 3 Min.

Kabul. Die radikalislamischen Taliban haben am Parlamentsgebäude in Afghanistans Hauptstadt Kabul einen Doppelanschlag verübt und mindestens 24 Menschen getötet. Die meisten der Opfer seien Zivilisten, darunter viele Parlamentsmitarbeiter, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte der Nachrichtenagentur AFP. Dutzende weitere Menschen wurden verletzt. Die Taliban übernahmen die Verantwortung für die Tat.

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen und eines Augenzeugen wurden die beiden Explosionen durch einen Selbstmordattentäter und eine Autobombe ausgelöst. Sie erfolgten in der Nähe eines Parlamentsanbaus, in dem mehrere Abgeordnetenbüros untergebracht sind, gegen 17.00 Uhr Ortszeit (13.30 Uhr MEZ). Zu der Zeit gehen in Kabul viele Verwaltungsangestellte nach Hause. Das afghanische Parlament befindet sich an einer wichtigen Verkehrsachse.

Die genaue Opferzahl war zunächst unklar: Der Sicherheitsbeamte, der ungenannt bleiben wollte, sprach von 21 Toten und 45 Verletzten. Ein anderer Vertreter der Sicherheitskräfte sagte, es gebe »dutzende Tote«. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sprach von 24 Toten und 70 Verletzten, die in Krankenhäuser eingeliefert wurden.

Der Sprecher des Innenministeriums, Sedik Sedikki, sagte, die erste Explosion sei vor einem Kleinbus, der vor dem Gebäude auf Mitarbeiter wartete, von einem Selbstmordattentäter ausgelöst worden. Er sei zu Fuß unterwegs gewesen. Die Opfer sollten nun identifiziert werden. Ob sich unter ihnen auch Abgeordnete befanden, konnte der Sprecher zunächst nicht sagen.

Ein Augenzeuge namens Sabi, der als Wachmann am Parlament arbeitet, sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Selbstmordattentäter habe sich »zu Fuß den Angestellten genähert, die ihr Büro verließen« und habe seinen Sprengsatz »mitten in der Menschenmenge gezündet«. »Zahlreiche unschuldige Mitarbeiter wurden getötet und verletzt.«

Die zweite Explosion sei durch eine Autobombe ausgelöst worden, berichtete Sabi weiter. Das Auto habe auf der anderen Straßenseite geparkt. Die Wucht der Explosion habe ihn mitgerissen, berichtete Sabi. Auch die zweite Explosionen habe viele Menschen verletzt oder getötet. Er selbst sei an der Hand, am Fuß und am Hals verletzt worden.

Nach Angaben eines AFP-Fotografen handelte es sich bei dem explodierten Fahrzeug um einen Geländewagen. Der Parlamentsanbau liegt gegenüber der Amerikanischen Universität von Kabul, die im September Ziel eines schweren Attentats mit 16 Toten war.

Der Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid erklärte, die Angriffe hätten auf ein Fahrzeug des afghanischen Geheimdienstes gezielt. Die Taliban-Rebellen hatten zuletzt im ganzen Land trotz des Winters ihre Angriffe verstärkt. Am Dienstag sprengte sich auch in Laschkar Gah in der südlichen Provinz Helmand ein Selbstmordattentäter in die Luft und tötete nach Polizeiangaben sieben Menschen.

Die wiederholten Angriffe verstärken die Sorge um die Verschlechterung der Sicherheitslage in Afghanistan. Die NATO hatte ihre Kampftruppen Ende 2014 vom Hindukusch abgezogen. Die US-Armee hat aber noch rund 10.000 Soldaten im Land stationiert, um die afghanischen Truppen in ihrem Kampf gegen die Aufständischen zu unterstützen.

Die USA haben vergangene Woche die Entsendung von 300 Marineinfanteristen nach Helmand angekündigt. Sie sollen ab Frühjahr die NATO bei der Ausbildung von afghanischen Soldaten unterstützen. AFP/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal