Der mühsame Weg zum E-Auto

Sachsen will Vorreiter bei Elektromobilität sein, doch gerade die Regierung hat Nachholbedarf

  • Lesedauer: 3 Min.

Dresden. Kommt das Thema Elektromobilität auch in Sachsens Verwaltungen an? Spitzenreiter im Freistaat ist die Stadt Leipzig mit rund 90 Elektrofahrzeugen, in denen Mitarbeiter von Rathaus und kommunalen Betrieben unterwegs sind. Man wolle bei diesem Thema mit einer breiten Allianz von Unternehmen vorangehen und zeitnah ein Konzept zur intelligenten Mobilität beschließen, teilte die Stadt auf dpa-Anfrage mit.

»In puncto Ladeinfrastruktur liegt Leipzig bei Einwohnern pro Ladepunkte heute schon im Spitzenbereich der deutschen Großstädte«, sagte Ingo Sanftleben von der Wirtschaftsförderung der Stadt. Allein die Leipziger Stadtwerke hätten bislang 160 Ladepunkte installiert.

Die Henne und das Ei

Erfurt. In Thüringen soll bis zum Jahr 2020 ein flächendeckendes Netz von Ladesäulen für Elektroautos entstehen. Bis dahin sollen 370 Ladestationen im gesamten Land neu aufgebaut werden, wie Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) in Erfurt sagte. Davon sollen demnach 70 als Schnellladestationen vor allem an Bundes- und Landesstraßen aufgestellt werden, um damit Elektroautos innerhalb von zehn bis 20 Minuten laden zu können. Indem Thüringen nun das Lade-Netz für Elektroautos ausbaue, beende das Land die Diskussion um Henne oder Ei, sagte Siegesmund. Es sei nicht länger hinzunehmen, dass der Ausbau der Elektromobilität von der Frage behindert werde, ob man zuerst mehr Elektroautos oder zuerst mehr Ladestationen für diese brauche. dpa/nd

Im Fuhrpark der sächsischen Landesregierung sind von rund 4500 Fahrzeugen allerdings erst 21 Elektro- oder Hybridfahrzeuge unterwegs. Nur ein Regierungsmitglied fährt derzeit Hybrid-Auto - also ein Fahrzeug, das neben einem Elektro- auch einen Verbrennungsmotor besitzt. Darüber hinaus wurden 2016 für die Polizei 44 Elektrofahrzeuge beschafft, teilte das Innenministerium mit. Da Sachsen im Bereich Elektromobilität jedoch eine Vorreiterrolle anstrebe, soll die Nutzung in den kommenden Jahren zielgerichtet ausgebaut werden, hieß es.

Sachsens Landeshauptstadt Dresden hat derzeit erst acht Elektroautos beziehungsweise Hybridfahrzeuge in der Dienstflotte. Die Verwaltung verfügt demnach insgesamt über mehr als 800 Fahrzeuge, rund 190 davon sind Pkw. Nach derzeitigem Stand sollen in diesem Jahr bis zu sieben weitere Elektro- oder Hybridfahrzeuge angeschafft werden, sagte Pressesprecher Kai Schulz.

Erst im November hatte die Stadt, in der ab April der E-Golf vom Band rollen soll, einen Kooperationsvertrag mit Volkswagen unterzeichnet. Demnach soll Dresden zu einer Modellstadt für Elektromobilität, Digitalisierung und innovatives Fuhrpark-Management werden. Unter anderem soll in den kommenden Jahren die Lade-Infrastruktur ausgebaut und der städtische Fuhrpark komplett auf E-Autos umgestellt werden. Genauere Maßnahmen seien derzeit noch in Planung.

Zwickaus Stadtverwaltung hat seit Anfang des Jahres in elf E-Autos. Diese ersetzen konventionell angetriebene Kleinwagen, sagte Stadtsprecher Mathias Merz. Insgesamt verfügt der städtische Fuhrpark über rund 30 Fahrzeuge. Die Stadt Zwickau wolle als traditionelle Automobilstadt mit der Zeit gehen, hieß es zur Begründung. Zwei weitere E-Autos seien für Sommer geplant.

Die Stadt Chemnitz hält sich in Sachen Elektromobilität bisher zurück. Nach Angaben von Pressesprecher Robert Gruner ist derzeit nur ein E-Auto auf den Straßen im Einsatz. Zwei Elektrotransporter rollen durch den Tierpark. Außerdem gebe es zwei E-Bikes. Rund 300 Fahrzeuge umfasst demnach der Chemnitzer Fuhrpark. Erst im kommenden Jahr soll ein weiteres Elektrofahrzeug mit Straßenzulassung angeschafft werden.

Jenseits der Städte sieht es nach dpa-Recherchen derzeit noch mau aus. Nach Auskunft der Sächsischen Energieagentur (Saena) setzte bislang vor allem der Vogtlandkreis auf Elektromobilität. Seit drei Jahren seien mehrere E-Fahrzeuge getestet worden, bestätigte der Energiebeauftragte des Vogtlandkreises Uwe Hergert.

Dafür hat der Landkreis mit einem Carsharing-Anbieter zusammengearbeitet. Da die Firma jedoch Insolvenz anmelden musste, seien derzeit erst einmal keine Elektroautos im Einsatz. Vorerst plane der Landkreis, 2017 zumindest ein eigenes Elektro-Fahrzeug anzuschaffen. dpa/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal