Keine Experimente
Simon Poelchau meint, dass die Inflationsrate noch nicht hoch genug ist
»Keine Experimente«, an diesen alten CDU-Wahlkampfslogan aus der Zeit Konrad Adenauers sollte man die heutigen Unionspolitiker zuweilen mal erinnern. Jedoch sollte damit nicht vor den vermeintlichen Folgen eines rot-rot-grünen Wahlsieges gewarnt werden, sondern vor geldpolitischen Experimenten angesichts einer wiederkehrenden Inflation.
Denn seit einiger Zeit gehört es zum guten Ton in der Union, die Europäische Zentralbank (EZB) wegen ihrer ultralockeren Geldpolitik zu kritisieren. Es wird da gerne angeführt, dass die historisch niedrigen Zinsen die einfachen Sparer enteignen würden. Doch auch die Inflationsrate von 1,7 Prozent ist noch längst kein Grund, jetzt den Geldhahn zuzudrehen. Zum einen muss die EZB in ihren Entscheidungen die gesamte Eurozone betrachten, und dort ist die Inflation noch weitaus niedriger. Zum anderen ist die jüngste Teuerung vermutlich nur ein Ausreißer nach oben. Vor allem aber bergen die US-Präsidentschaft von Donald Trump und der Brexit bisher noch kaum kalkulierbare Gefahren, die eine neue Krise auslösen und ein erneutes Eingreifen der EZB erforderlich machen könnten.
Insofern sei dieser Tage wieder an den Spruch Konrad Adenauers erinnert. Nur führen die gefährlichen Experimente nicht die Linken durch, sondern die Rechten.
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